„Blue, blue, electric blue
That´s the color of my room
Where I will live
Blue, blue“(David Bowie)
Wie konnte das nur passieren? Ich schmunzle, schaue aus dem Fenster, und erinnere mich an meinen Besuch bei ihm daheim in München. Das Haus kam mir vor, als hätte ich ein Schiff bestiegen, diverse Kajüten vorgefunden. Feiner Schwarzer Tee wurde serviert, und bald landeten wir bei den verrückten Geschichtenerzählern. Es war die Zeit, als er die nie erzählte Story von Mahmoud, dem Schlächter, in Romanform verwandelt hatte.
Ein Fabulierer ohnegleichen. Wir sprachen über Karl May und Jules Verne, und wie er Lee Morgans Jazzklassiker Sidewinder entdeckt hatte, tief in den USA. In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern stiegen seine beiden Romane Eastend und Der amerikanische Traum zu Lieblingsbüchern auf, die ich gerne und oft verschenkte (in der Gestalt eines roten und eines blauen Suhrkamp Taschenbuchs, auf dem roten war ein Londoner Doppeldecker-Bus abgebildet).
Wer in Afghanistan als Psychiater gearbeitet hatte, konnte die Selbsterfahrungsszene in der Bundesrepublik der Siebziger Jahre natürlich gut aufs Korn nehmen, so geschehen in Eastend. Das Buch war aber auch eine romantische Liebesgeschichte und für mich das ideale Pendant zu Handkes Kurzem Brief zum langen Abschied (auch ein rotes Suhrkamp Taschenbuch).
Ich komme aus meinem Schmunzeln nicht mehr raus, während ich auf den grauen Regen schaue: ist doch zu Beginn dieses Jahres ein neuer Roman von Ernst Augustin erschienen, ohne dass ich irgendetwas davon mitbekommen habe – bis gestern. Robinsons blaues Haus. Er hat sich hier wohl in die verrückte Welt des Internet begeben. Das wird amüsant. Seit ich ihn kenne, lese ich seine Schriften stets mit des Altmeisters Stimme im Ohr. Dunkel fallen seine Sätze. Traumgarn, du bist willkommen!