„…she often sounds like a kid on the Bowery circa 1974 throughout Banga, unafraid to share her most vulnerable bad diary days and express herself in a manner utterly devoid of guile…“ (from: Under The Radar)
Die alten und mittelalten Songbarden und Songbardinnen sind wieder da. Und ich versage ihnen nicht die Spur von Respekt. Neil Young rackert sich durch Old-Time-Songs, und neben manchem trockenen TBoneSteak finden sich herrlich raue Darbietungen: O Clementine wollte ich schon immer so hören, und Wayfarin‘ Stranger ist wahrscheinlich meine neue Lieblingsversion. Patti Smith singt so großartig wie kaum je zuvor, etwas Hypnotisches gesellt sich hinzu, als habe sie öfter Laurie Anderson gehört. Dieser Liederreigen ist genauso uneitel und poetisch gesungen wie sie den Abgesang auf die 70er Jahre erzählt hat in ihrem Buch Just Kids. Die Beach Boys werden gerne verrissen für ihre jüngsten, hemmungslosen Regressionen im Dienste ihrer Egos, aber auch die einfachen alten Küstenträume haben Charme, und wohl mancher Kritiker, der hier leichte Beute wittert, würde genau diese kaum gealtert wirkenden Harmoniegesänge morgens im Autoradio mit einem Schmunzeln genießen. Und, was das schnelle Urteil unterschlägt: zum Ende hin reißt diese Surfbrettromantik auf und setzt ein, zwei Songs lang, jene immense Dosis Melancholie frei, die Pet Sounds einst so betörend machte. So wird aus einer gelungenen Barbecue-Party doch noch ein starker Abgang. Der mittelalte Songbarde M. Ward hat die perfekteste Zeitreise angetreten ins alte Amerika. Ein Ohrwurm jagt fast den nächsten auf seinem leicht irritierend betitelten Begleiter durchs Ödland (A Wasteland Companion) – hier sieht man vergilbte Fotografien vor sich, Gesang gewordene Staubwolken einer Zeit, in der John Steinbeck noch mit seinem Hund Charly durch die USA reiste. Ich weiß noch, wie mich der große Schriftsteller in meinen Teenagerjahren mit seinem Buch Jenseits von Eden (und all den darin enthaltenen Aromen fremder, verlockender, abstoßender Welten) in Bann zog. Einiges davon findet sich in all diesen Platten wieder, mal naiv, mal reflektiert. Lesend und lauschend an Orte zurückzukehren, an denen man noch nie war, hat etwas Verführerisches, auch wenn das weite Land ringsum hart unter der Hitze dorrt, und ich immer wieder den Schweiss aus der Stirn wische, und mich daran erinnere zu atmen, in den abgründigen Räumen von John Harts umwerfendem Thriller Das letzte Kind. No Kodak dreams.