Fünfunddreißig Kilometer gehe ich auch nicht jeden Tag, immerhin hat es heute nicht geregnet, dafür machte mir die Schwüle etwas zu schaffen, und ich ließ mich öfter an schattigen Waldrändern nieder, um Kraft zu tanken, und die nächsten Feldwege zwischen den Dörfern des Dreiländerecks in Angriff zu nehmen. Früher hatte man einen Notizblock oder Briefpapier dabei, heute sind es ein IPad, und eine speziell beschichtete Tatamimatte, die keinen Regen aufsaugt. Das Obst klaue ich mir von den Bäumen, nachts denke ich beim Wind, der durch die Bäume rauscht, an alte Jules Verne-Romane, so als könnte sich, mit jedem seltsamem Ton, die Welt eines ungeübten Wanderers in eine Abenteuergeschichte verwandeln. Aber es bleibt bei den kleinen Dingen, Einsamkeit produziert Fantasien, und die Dinge, die alle Naselang vor meinen Augen verschwinden, sind erstaunlich genug. Sollte mich heute ein Fremder fragen, wer ich sei, werde ich die wunderbare Szene aus Adrian McKintys Thriller EIN LETZTER JOB zitieren: „ich bin Aidh Mac an tSaoi von den Light Hands vom Clan des Nordens.“
3 Comments
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Michael Engelbrecht:
Kopfrechnen schwach, es waren nur 21, auch wenn die Feldwege krumm waren:)
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sylvia dora:
Die quersummen der gedachten sowie der tatsächlichen
wegstrecke sind allein und zusammen genommen schon so fantastisch.. das ich geneigt wär zu fragen(:In welchem länderdreieck genau,sind sie denn unterwegs,lieber herr?? -
Michael Engelbrecht:
Deutschland – Belgien – Holland
Heute ist aber Ruhetag. Meditatives Wiesensitzen mit Kühen auf der Weide.