„Louis Sclavis‘ aktuelle Band, das Atlas Trio, ist ein Ensemble mit weltumspannenden Bezügen. Kammer-Improvisation, polyrhythmische Grooves, minimalistische Pulsmuster, Ambientklänge, rhapsodisches Klavier und funky Fender Rhodes, verzerrte Gitarre, Klarinettenmonologe, kontrapunktische Themen, freie Gruppenimprovisation – die Vielfalt auf dem neuen Album „Sources“ ist groß. Eine Ästhetik der offenen Form ermöglicht hier facettenreiche Musik voller Forschergeist.“
So vermeldet es die Presseinformation aus dem Hauptquartier von ECM Records, und es stimmt alles. Man ist im zeitgenössischen Jazz zuviel Kunstkrampf gewöhnt, um erst mal nicht leicht zusammenzuzucken, bei dieser Kombination der Instrumente. Sclavis spielt Klarinette und Bassklarinette; Benjamin Mussay Piano, Fender Rhodes, Keyboards; Gilles Coronado elektrische Gitarre. Aber, kein Wunder, dass Altmeister Sclavis solch eine Herausforderung meistert und aus nahezu jedem Mini-Laboratorium ein sinnliches Hörerlebnis kreiert.
In einem Interview erzählte der Franzose, dass dieses Trio durchaus etwas vom Geist der legendären englischen Art-Rock-Formation SOFT MACHINE atmet, im Sinne der Ungreifbarkeit einer definierten Stilistik. Wer konnte ihn damals schon greifen, den „wesp-in-the-brain“-Sound von Mike Ratledges Orgel, den hochgestimmten, surrealen Gesang von Robert Wyatt, die raffinierten Bläsersätze von Elton Dean auf THIRD?!
Auf der Fahrt ins Kölner Studio war ich derart beeeindruckt von einzelnen Enthüllungen dieser Klangsprache, dass ich spontan „A Road To Karaganda“ spielte, trotz der Länge des Stückes, das den geplanten Ablauf der „Klanghorizonte“ ein wenig durcheinander brachte. Aber man bewegt sich doch zuweilen gern „outside of maps“ (so auch ein Titel des Albums), und auf einer Strasse durchs wilde Kasachstan irrte ich ohnehin noch nie herum.