Hat man einmal Zugang gefunden zu den Kompositionen und Interpretationen Vijay Iyers, die einem zunächst sperrig und gekünstelt erscheinen mögen, dann wird man reich belohnt. Iyer gehört zu jenen Jazzmusikern, die sich eingefahrenen Klischees widersetzten und neue Räume erforschen, wie das in jüngster Zeit auch Tim Berne (Snakeoil, Insomnia etc), Craig Taborn (Avenging Angel) und Masabumi Kikuchi (Sunrise) taten. Als Nachfolge des hochgelobten „Historicity“- Albums ist jetzt „Accelerando“ vom Vijay Iyer Trio zu hören. Das Spiel des Trios ist abwechslungsreich und anspruchsvoll, zuweilen rätselhaft.
Im Song „The Star of a Story“ spielt der Bassist einen merkwürdigen Groove, so als bewege er sich zeitgleich in einem ganz anderen Stück. Eine nicht entzifferbare Matrix scheint vielen dieser Kompositionen zugrundezuliegen. Fremdartige, konstruktivistische Elemente mischen sich mit eingängigem, swingendem Wohlklang. Mal ist es wie Musik für Oskar Schlemmers triadisches Ballett, dann wieder geht die Post ab wie beim rituellen Tanz ums Lagerfeuer. „Accelerando“ heißt ja schneller werdend – aber hektisch wird es nicht, es bleibt gebunden ans intellektuelle Kalkül. Und so hören wir hier interessante, hörenswerte Jazzmusik in neuer Spielart.