„Ich bin unterwegs nach Süden und will weiter bis ans Meer, will mich auf heiße Kiesel legen, und dort brennt die Sonne mir die Narben aus dem Nacken, jeden Kratzer, jeden Fleck, dass von den tausend Händen, die mich das ganze Jahr befingert und geschlagen haben, keine Spur mehr übrig bleibt. Und wenn der Wind mir fetzenweise meine alte, tote Haut vom Rücken fegt als weiße Asche, steh ich auf und bin gesund … Ich bin unterwegs nach Süden, will nicht weiter bis ans Meer, ich bin müde, will nur schlafen, morgen, morgen schreibe ich meine Träume auf und sehe wie in der Vergangenheit der Schmutz in meinen Eingeweiden, im Rückenmark, im Hirn begonnen hat zu faulen und zu Gift geronnen ist. Morgen werde ich dann wissen, wie es heißt, woher es kommt, und wenn ich erst den Namen kenne, bringt dies Gift mich nicht mehr um.“
(Hannes Wader, Unterwegs Nach Süden)
Unvergessen jenes Weihnachten, als unterm Tannenbaum die 7 Lieder des Hannes Wader lagen. Pure Freude und Inspiration weit übers heilige Fest hinaus: eine neue Dimension. In der Tradition linker Arbeiterlieder ebenso erklingend wie auch im Kontext von Chanson und Liedermacherei. Modernes Fingerpicking, One-Man-Show, Witz (auch Insterburg und Co. begeisterten zu jener Zeit mit anarchischer Musiziererei), Sprechgesang (Der Tankerkönig als Talking-Blues), dann dieser scharfe Ton, der dem bundesdeutschen Nachkriegsmuff etwas entgegensetzte … das alles und viel mehr noch. Ein ansprechendes Cover auch: Rattenfänger von Hameln, in seriösem Blau. Und das Orange in der Schrift? Aufbruch, Hoffnung, „Unterwegs nach Süden“.