Manafonistas

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2012 3 Jan.

Gegen die Welt

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | Tags: , | Comments off

Jan Brandt veröffentlichte im Sommer 2011 sein 927 Seiten starkes Buch Gegen die Welt. Es ist Brandts Erstlingswerk, ein unglaubliches Buch, ein fantastisches Buch. Es geht um die Welt des Daniel Kupers, geboren Mitte der 70er Jahre in einem kleinen Ort, Jericho, in Ostfriesland. Am Ende der ersten Klasse, 1983, beginnt der Roman mit der Erzählung von Daniels Kindheit. Das Buch endet 2010 in einer ganz anderen Welt als der, die uns Brandt, detailverliebt bis ins Letzte, vor uns ausbreitet: die Welt der achtziger und neunziger Jahre. Kein Auto wird genannt, ohne nicht gleich auch dem Leser das Baujahr und die PS-Zahl zu verraten. Kein Einzelhandelsladen geht zugrunde, ohne dass nicht der Leser auch gleich erfährt, wer denn die Aldis, Lidels. KIKs oder Schleckers sind, die den leeren Raum einnehmen. Wer mehr über die Detailverliebtheit Brandts erfahren möchte, dessen Wissbegier wird auf www.gegendiewelt.de erschöpfend gestillt.

 
 
 

 
 
 

Daniel Kuper kommt in seiner Jugend nicht klar mit dieser Welt und die Welt, seine nächste Umgebung, erst recht nicht mit ihm. Aber in dieser von Brandt beschriebenen Welt stimmt sowieso einiges nicht und das hat nicht unbedingt mit einer Kleinstadt in Ostfriesland zu tun, die Orte und Schauplätze sind austauschbar. Während des Lesens dieses wunderbaren Buches kam mir Musik in den Kopf, nicht unbedingt Musik von einer der 71 im Buch genannten Bands / Musiker, nein, Musik von von Asmus Tietchens, genauer, von dessen Platte: Das Fest ist zu Ende. Aus. Auf dieser ausgewöhnlichen CD, erschienen 1994,  fasste Tietchens einst seine Jugend zusammen. Stets mit dem Cassettenrecorder unterwegs, hat er aufgenommen, was das Zeug hält, kilometerlang Bandmaterial gesammelt. Die Essenz dieser Aufnahmen mit Klängen bearbeitet, ergibt Das Fest ist zu Ende. Aus.

Der CD ist ein Heft beigelegt, auf dessen Rückseite Tietchens ein Zitat aus dem Buch „Der zersplitterte Fluch“ von E.M.Cioran wiedergibt: „In jeder Altersstufe entdecken wir, daß das Leben ein Irrtum ist. Nur mit fünfzehn Jahren bedeutet dies eine Offenbarung, in der ein Angstschauer und ein Hauch Magie mitschwingen. Mit der Zeit schlägt diese Offenbarung, degeneriert, in eine Binsenwahrheit um. Und so trauern wir dem Alter nach, in dem sie eine Quelle von Unvorhergesehenem war.“ Ja, und das könnte auch ein Kommentar sein zu dem Buch von Jan Brandt „Gegen die Welt“ sein.

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