Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

– Das Loch da, das nehmen wir.
– Wo?
– Tomaten auf den Augen? Da!
– Jau, knorke! 

( … geschrieben letzten Samstag, kleines Cafe in Hombruch, plötzlich ein Song von den Kinks, schöner Zufall … ) 

Damals, als wir jung waren, fand Matthias die von einer Metallzange aufgeschnittene Öffnung im  Zaun. Wir stahlen uns am Ticket-Stand vorbei (damals hiess das „Kartenhäuschen“), kletterten durch das Loch und sparten uns das Taschengeld. Der FV Hombruch kam nun nicht annähernd heran an unsere früh erwachte Leidenschaft für den BVB, aber wir waren kleine Schlingel und ergriffen frech die Gelegenheit, Dortmunder Fussballwelten zu erkunden. Wir, mein Blutsbruder und ich, kannten die  großen Helden nur aus Radio und Fernsehen, der erste Besuch im Stadion Rote Erde stand noch aus. Aber wir konnten den Twist tanzen,  und das Hombruch Girl war wohl schon ein paar Jahre fort. Wir sind uns vielleicht mal im Kinderwagen begegnet, die Entfernung zwischen unseren Wohnungen betrug nur einen Katzensprung, wie wir viel später rausfanden. Heute habe ich mir den Ort angeschaut, an dem einmal der Sandkasten war, in welchem sie mit ihren großen Augen  eine kleine Welt erkundete. Es war die Zeit, als die zum Trocknen aufgehängte Wäsche noch vom Kohlenstaub dunkel wurde. Heute ist Derby, Dortmund gegen Schalke. Auf der Harkortstrasse sehe ich einzelne Fans und Fahnen. Ich laufe durch die alten Räume, Weissdornweg, Singerhoffstrasse, Wupperstrasse. Und jetzt, aus der Distanz, die völlig verloren gegangen ist, ist alles aufgeladen mit Sehnsucht, jede Parkbucht, jedes Fenster, der alte Marktplatz, die alte Apotheke, die Marktschreier, der neue Buchladen, der verschwundene Sandkasten sowieso.  Obwohl es verlockend ist, geht es hier überhaupt nicht um eine Zeitreise in die frühen Sechziger. Es geht nicht um kleine Fluchten.  Es geht darum, das Ticket für die Gegenwart zu lösen, das Loch im Zaun zu finden. Die Nachspielzeit ist angebrochen. Jetzt fangen wir erst richtig an.

– Es gibt kein Loch.
– Doch!
– Es gibt ja auch keinen Zaun, mein Lieber!
– Alles nur in meinem Kopf?
– Bingo. Es ist einfacher als du denkst.
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„Der Kinks-Song aus dem Cafe“

This entry was posted on Mittwoch, 30. November 2011 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    Adolf Winkelmann haben wir einige gute Filme für Kino und Fernsehen zu verdanken; unvergessen „Jede Menge Kohle“ und „Die Abfahrer“, mit einer Menge Dortmunder Lokalkolorit. Ein Schuss in den Ofen war sein Fussball-Spielfilm „Nordkurve“, welcher der Fankultur von Borussia nicht gerecht wurde und ein abstruses und verzerrtes Bild ablieferte.

    Jetzt ist vor kurzem eine mehrteilige DVD-Edition erschienen, „So war das“, eine immense Sammlung Dortmunder Amateuraufnahmen aus vielen Jahrzehnten, von Adolf Winkelmann mit Liebe zur Sache editiert. Für Zeitreisende eine Fundgrube.

    http://www.filmschaetze-dortmund.de/dvdedition.html


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