Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2011 8 Okt

Humcrush, Sidsel Endresen und die Currywurst

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 2 Comments

In Düsseldorf, Aachen, München und gewiss auch anderen Städten gibt es edle Currywurst-Restaurants. Dort wird die alte Currywurst, von der Uwe Timm in einem seiner schönsten Romane einiges zu erzählen weiß („Die Entdeckung der Currywurst“), neu aufbereitet, mit Spezialrezepten von Gourmetköchen und findigen Amateuren. Und in einem dieser Läden schrieb ich in mein IPad die komplette Rezension der CD „ha!“ von Humcrush w/ Sidsel Endresen, die Sie seit gestern in der neuen Ausgabe der ZEIT nachlesen können. In einem Rutsch sozusagen, First take, zwischen Mineralwasser, fruchtig-scharfer Wurst und Small Talk mit der Bedienung. Ich glaube, ohne die gerösteten Zwiebeln wäre die Besprechung nur halb so gut geworden, wurde ich doch einigermaßen scharfzüngig in meinem Ausdruck, nicht ohne eine Seitenhieb auf die Bewunderer dieser Schmalzjazztante Diana Krall. Schreibt man für die ZEIT, was ich vor Jahren öfter tat, als Konrad Heidkamp noch lebte, ist ein elaborierter Sprachcode Pflicht, die Sprache muss sinnlich sein und informationshaltig. Man kann da nicht kleine Insidergeschichten von den Manfonistas einstreuen, und hat dem Thema eng verbunden zu sein. Ganz sicher ist, dass „Ha!“ jetzt einige neue Hörer gewinnt, dass der Diana Krall-Fanclub mich auf die schwarze Liste setzen wird. Das Schlimmste wäre ein böser Brief von Clint Eastwood, der einen Song dieser Edellangweilerin in einem seiner Filme unterbrachte, und natürlich auch ein Fan ist. So wie ich ein Fan von Clint Eastwood bin. Eastwood liebt den old school Jazz. In seinen Filmen läuft immer wieder mal Miles Davis, oder „Misty“ von Erroll Garner. Als er noch bei Don Siegel in die Lehre ging, transportierte Lalo Schifrin dutzendweise nervöse, fiebrige Jazzrhythmen in die Soundtracks der 70er Jahre. Vielleicht war Clint dem kunstvollen Jazzgesang der als etwas zickig geltenden Blondine deshalb so zugetan, weil sie die Rezepte einer alten Zeit benutzt. Eines aller permanenten Betrüblichkeit zum Trotz goldenen Zeitalters, in dem der Jazz und die Currywurst erfunden wurden.        

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    »Uwe Timms Novelle ›Die Entdeckung der Currywurst‹, die bereits zur Jahrtausendwende veröffentlicht wurde, ist jetzt verfilmt worden. Mit Barbara Sukowa als Lena Brücker und Alexander Khuon als Bootsmann Hermann Brenner mit dem sie eine so ungewöhnliche Liebegeschichte erlebt. Der Deutsche Taschenbuchverlag hat zur Film-Premiere die Novelle neu aufgelegt. Gelegenheit für alle, die sie noch nicht kennen, sie jetzt zu lesen.«
    DEWEZET 03.11.2008

    »Das Buch beginnt und endet an einer Imbissbude. Es ist gemacht, um in einem Happs verschlungen zu werden – nicht nur anlässlich der im September angelaufenen Verfilmung.«

  2. Poschlost:

    Schöne Rezension in der Zeit zu einer phantastischen CD. Vielleicht könnte man noch ergänzen, dass „ha!“ streckenweise tierisch abgeht…

    Gleich nach der ersten Erwähnung hier bei den Manafonistas habe ich mir das Album im FLAC-Format online „geholt“, und zwar im empfehlenswerten Shop WWW:GUBEMUSIC.COM: Gut gemacht – und wo sonst kriegt man schon verlustfreie Musik online, darunter nicht nur viele der bei den Manafonistas beliebten skandinavischen Produktionen, sondern auch aktuelle ECM-Produktionen.

    Karsten


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