Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2011 7 Okt.

This stuff undone

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags: , | Comments off

„It’s the narrative that must go on
Until the end of time.“
(David Sylvian)

„Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt,
Pinsel und Leinwand zu kaufen.“
(Joseph Beuys)

 

Wikipedia-Einträge oder Bücher über Kreatives Schreiben helfen wenig weiter, wenn der Kreativfluss ins Stocken gerät. Denn fürs Schreiben gilt das Gleiche wie für Schwimmen, Malen, Sex und Fahrradfahren: man muss es einfach nur tun. Don´t think twice, ma.

Erinnert sei an Stanley Kubrick´s Shining: um endlich ungestört seinen Roman zu beginnen, mietet ein Schriftsteller (Jack Nicholson) ausserhalb der Saison ein Ferienhotel, abgelegen in den Bergen, riesig groß – so groß wie der Horror, der dann daraus entsteht.

Schreibblockade und Prokrastination – hängt das irgendwie zusammen? Der Philosoph Jiddu Krishnamurti bemerkte, dass es zwei Arten von Zeit gibt: die physikalische und die psychologische Zeit. Erstere ist die natürlich ablaufende, Zweitere die Differenz zwischen Idee und Handlung. Sobald ich ein Vorhaben in die Zukunft projiziere (Projekt), entsteht Zeit – und somit quälender Aufschub.

Journalist Gerd Scobel, Schriftstellerin Siri Hustvedt und Neurowissenschaftler Antonio Damasio erörterten die hochinteressante Frage, wann und warum ein Autor (ein Künstler) mit seiner Arbeit zufrieden sei. Sie waren sich schnell einig: das Ich will Geschichten von sich erzählen. Träume spielen eine große Rolle. Emotionen, Intuition und das Unterbewußte müssen im Narrativ zufriedenstellend und aktuell repräsentiert sein, ansonsten wird das Resultat wieder verworfen.

Worauf der Künstler Joseph Beuys in obigem Zitat warnend hinwies: die ursprüngliche, konzeptionelle Idee dient nur als Untermalung, zur Vorbereitung. Sie ist der Köder, um den Zufall ins Spiel zu locken und den Flow. Dann fällt einem das Wesentliche zu: als Geschenk, als Gabe. Ist das Werk vollbracht oder ein zumindest vielversprechender Anfang gemacht, dann steht man wieder unter dem freiem Himmel der Gegenwart – the stuff is done.

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