Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2011 7 Okt

John Cale in der Lichtburg

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Stolperte gestern Abend, fast wie der Protagonist im letzten Woody Allen-Film, in ein altes Paris. Meinem neuen zweitbesten Freund, Bratt Pitt II, hatte ich ein Ticket für seinen liebsten Sänger auf dem Planeten besorgt, und jetzt hatte die Lady vom Pressebüro doch zwei zur Hand, und wider Erwarten war ich nicht weit von der Essener Lichtburg entfernt, und landete im Paris des Jahres 1919. Ich begegnete Pablo Picasso, Graham Greene und anderen Parisverrückten. „Paris 1919“ gilt als eines der Meisterwerke des John Cale aus den frühen 70ern.Er beschwört eine alte Welt, macht auch schon mal Halt bei einem Weihnachtsfest in seiner Heimat Wales und lässt einen romantischen Liederreigen vorbeifliegen, der uns sanft in die Kissen des alten Lichtspieltheaters in der Kettwiger Strasse drückt. Die Streicher waren schon damals dabei, und unangestrengt, liebevoll und ohne zuviel Patina trugen Mitglieder des WDR-Symphonieorchesters dazu bei, Cales Stimme (die eine natürliche Autorität ausstrahlt und doch das Bardenhafte mit feiner Eleganz meistert) durch surreale Räume zu navigieren. Lowell George, der Sessionmann von Little Feat, ist schon lange tot, sein Nachfolger offerierte manch altbackenes Gewimmer, auch Ewigkeitswerke brauchen ein paar hübsch veraltete Sounds. Nichts zu meckern. Später, nach der Pause spielte der Mann von Velvet Underground auch neuere Lieder, kehrte aber zum alsbald zum feierlichen Ohrwurm „Hedda Gabler“ zurück. Wir waren leicht entrückt. War die Farbe des Vorhangs lila? „She makes me so unsure of  myself. Standing there but  never talking sense. Just a  visitor you see. So much  wanting to be seen. She’d open up the  door and vaguely carry us away“ (Paris 1919)

 

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