Zwei Gitarren standen wie die schwarzen Körper eines Schattenspiels im Hintergrund. Eine einzigartige Lichtchoreographie liess auch das Duo wie Geisterfiguren eines asiatischen Puppenspiels erscheinen. Die Musik des Duos verhält sich zu dem Oldie von Led Zeppelin wie „Metal Machine Music“ zu „Walk on the Wild Side“. Die Zwei machten Gebrauch von „Kyma“, einer Computer-Musik-Sprache. Rasch werden da Soundalgorythmen kreiert, die man nie zuvor gehört hat.
Ich habe selten in meinem Leben, unter Live-Bedingungen, ein dermassen klar konturiertes, dramaturgisch perfekt inszeniertes Stück Geräuschmusik gehört. Noise, yeah, noise! Auch ein alter Hut der Avantgarde, aber von Helge Sten und dem Ex-Led Zeppelin-Mann John Paul Jones mit neuen Impulsen, neuen Arealen, ausgestattet. Die Musik liess nur drei Reaktionen zu: man verlässt zügig den Saal (das taten eine ganze Reihe von Zuhörern), man ist von Anfang an gebannt (die Hard-Core-Freunde der Noise-Ecke hatten eine Erinnerung fürs Leben), oder man wartete, ob man die Zeit der anfängliche Widerstände überstehen würde (zu der Gruppe zählte ich). Als ich begriff, mit welcher Akkuratesse hier obertonreiche Frequenzfelder bearbeitet wurden (alle Freunde von Christian Fennesz kriegen hier große Ohren!), verliess ich die hinteren Ränge und setze mich weit nach vorne.
Das war keine seelenlose Demonstration eines Computerprogramms: da wurden Klänge entfesselt, die alte Strömungen der experimentellen Rockmusik und der „Drone-Musik“ aufgriffen und ins Jahr 2011 katapultierten. Was für ein ergreifender „wall of sound“! Zweimal schien das Duo (das schon Tshirts verkauft, aber noch kein Album am Start hat), einen heftigen Sturm zu entfachen (Windstärke 13): wer nicht die Flucht ergriffen hatte, konnte erleben, wie die geräuschhaftesten Texturen auf einmal seltsam melodiös wirkten. Ein würdiges Finale (heute werden ja keine Gitarren mehr verbrannt, heute werden ein paar wilde Seelen aus Maschinen gelockt!) – das letzte Konzert auf der großen Bühne des Agden Theaters! Helge Sten schien sich an seine „Dark Ambient“-Werke als „Deathprod“ zu erinnern; John Paul Jones schien die wilden Energien einer alten Zeit anzuzapfen, ohne in die Nostalgiefalle zu tappen. „It´s better to burn out than to fade away“ – hiess die Zeile eines Neil Young-Songs nicht einst so oder so ähnlich!?
Vorhin stand ein entspannter John Paul Jones (mit Gattin) neben mir am Flugschalter. Es ist eigentlich nicht sehr beruhigend, mit einem Mann in einem Flugzeug zu fliegen, der Stunden zuvor den „Stairway To Heaven“ in seine altehrwürdigen Einzelteile zerlegt hatte. Aber – auf seinen Gesichtszügen hatte sich ein versonnenes Lächeln eingenistet. Was sollte da noch schiefgehen?! (Ich schreibe diese Zeilen auf meinem IPad hoch über den Wolken. Alles wird gut.Thank you a lot, John Paul, and Helge! By the way, I forgot the name of the duo, Mini Plubs or something like that. Look for the comments)