Manafonistas

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2011 9 Juli

Talking Arve Henriksen

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Arve Henriksen spielt Trompete, singt, setzt sich auch gerne ans Schlagzeug. Und wenn es sein soll, bedient er eine schwere Hammond B-3-Orgel.  Er  hat oft einen Schalk im Nacken sitzen, und er erarbeitet sich höchte Melancholiewerte seines Trompetenspiels mit einer immensen Lebensfreude. Dabei  bleibt er stets  unberechenbar – und doch erkennt man ihn ganz rasch, nach den ersten,  seltsamen Tönen, ganz gleich ob er solo spielt, oder mit seiner Gruppe „Supersilent“… Die meisten seiner Sololaben sind bei Rune Grammofon erschienen, „Cartography“ wurde bei ECM veröffentlicht. Die Alben von „Supersilent“ gehören zum Aufregendsten, was die Welt der improvisierten Klänge zu bieten hat.

 Michael Engelbrecht:  Auf deiner CD „Stron“ finden sich kurze Fragmente aus uralten Aufnahmen, die gleichsam aufgesogen werden von neuen Spieideen, neuen Sounds… eine Begegnung zwischen deinem jetzigen und einem alten Ich?  

 Arve Henriksen:  „Kann man so sagen.  Als ich damit begann, mir meinen alten Kassetten und Minidiscs anzuhören, erinnerten mich meine Klänge sofort an die Gefühle, die ich damals hatte.  Einige dieser Fundstücke  meines Trompetenspiels  finden sich jetzt  auf „Stron“ wieder – sie gehen  bis zu   meinem 16. Lebensjahr zurück.  Ich hatte etliche   „Begegnungen“ mit diesen Skizzen aus der Jugendzeit. Als ich in Trondheim studierte und in die norwegische Musikszene hineinwuchs, wollte ich nicht über diese Dinge reden.  Das Reden über Natur bekommt leicht so einen Anstrich von „New Age“; aber als ich mich durch diese Stapel alten Materials arbeitete, wurde mir klar, wie offensichtlich ich  von der Natur beeinflusst war und bin. Es war sehr interessant, sich da tiefer hinein zu graben!

 Michael:  Mit der gruppe “Supersilent” verlässt du aber stets heimsiche Gefilde. Da öffnen sich die fremdtesten welten, aber manchmal auch ferne Anklänge an wilde ungebändigte Musik aus alter Zeit…

 Arve: Ja, Pink Floyd, Brian Eno, Miles Davis sind einige der Geister, die manchmal und meist unbewusst ins Spiel gebracht werden. Von jon hassell ganz zu schweigen! Natürlich haben wir Vier von Supersilent auch  viel Miles Davis gehört, aus seiner elektrischen Phase in den Siebzigern. Und diese Siebziger Jahre sind wohl die bedeutsamste musikalische Inspirationsquelle für  jeden einzelnen von uns.  Was für ein Jahrzehnt! Und zuweilen,  wenn unsere Musik etwas symphonisch wird, dann kann ich mir vorstellen(lacht laut) : „Emerson, Lake and Palmer“ sind nicht so weit entfernt! Manchmal sehe ich Verbindungen, aber da wird nie etwas bewusst zitiert:  ich kann bestimmte  Assoziationen auch nicht dingfest machen an einem  bestimmten Stück, aber ich kann die besonderen Noten fühlen und spüren, die eine andere  Ära bei Supersilent einschleust…  

Michael: Bist du ein visueller Typ, bei dem  leicht Bilder im Kopf entstehen?  

Arve: „Ich bekomme beim Spielen nicht oft Bilder in den  Kopf.  Aber manchmal stellen sich flüchtige Ahnungen  bestimmter Gefühle ein, oder  es kann geschehen, daß bestimmte Farben sehr lebendig werden.  Ab und zu fühlte ich mich dadurch  in die Räume meiner Kindheit versetzt,  an die  Westküste Norwegens –   da gibt es tausend Meter hohe Berge auf jeder Seite eines sehr engen Tales, und Gletscher, die von den Seiten herabhängen;  im  Sommer kann es dort  auch sehr warm werden, und das Licht erhält eine ganz spezielle Tönung; wenn ich Solokonzerte gebe, kann ich solche Bilder ab und zu ausmalen, die meist mit einem melancholischen und nostalgischen Flair einhergehen.  Wenn ich diese Momente erlebe eines Zurückgehens-in-der-Zeit, und alte Gerüche  oder Atmosphären wieder auftauchen,  dann bin ich immer wieder erstaunt über das, was Musik erreichen kann.

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