Ich werde die Trommlerin gleich zweimal erleben in diesem Jahr: beim 7. Punktfestival, Kristiansand, wird sie, Anfang September, mit Live-Sampler Jan Bang auf Klangsuche gehen, und am 3. Juli wird sie in Wuppertal mit ihrem neuen Quartett auftreten, vorwiegend ruhig, luftig, melodiös, man kennt die Ästhetik, der lyrische Ton ist vertraut: aber das sind Oberflächeneindrücke. Die CD CELESTIAL CIRCLE der Schlagwerkerin Marilyn Mazur produziert jenen magischen Mehrwert, der mich mit scheunentorgross geöffneten Ohren lauschen lässt. Mit einem schlanken Drum-Kit ist Marilyn Mazur selten unterwegs, ihre Welt sind vor allem die sanften, dynamischen, unberechenbaren Vibrationen und Erschütterungen der Perkussionsinstrumente. Ihre Erfahrungen als „side woman“ reichen von Miles Davis bis Jan Garbarek, mit dem sie vor Jahren das faszinierende Duo-Album „Elixir“ schuf. Marimbas, Glocken, Zimbeln, Gongs und allerlei Gerätschaften, für dessen korrekte Benennung man ein studierter Musikethnologe sein müsste, sind oft Teil ihrer Bühnen- und Studioausstattung. Man wird schon neugierig auf die Musik, wenn man all diese mal bronzeglänzenden, auch mal verwittert wirkenden Instrumente erblickt. Tatsächlich könnte man damit auch ein esoterisches Brimborium veranstalten. Es ist bemerkenswert, wie diese spirituell denkende Musikerin aus Dänemark solchen Versuchungen widersteht: auf ihrem neuen Album wird sie zur Minimalistin im Umgang mit ihren raumgreifenden Klangkörpern. Unentwegt steuert sie neue Klangfarben bei, feine Nuancen, und befeuert die Kommunikation des exzellent besetzten Quartetts: Josephine Cronholm, die schwedische Sängerin, die spielend leicht Jazz- und Folktexturen verschmelzt; John Taylor, der mit sparsam gesetzten Klavierklängen das Feld bereichert. Und Anders Jormin, dessen Spiel in gleicher Weise für basstypische Erdungen sorgt wie für Freischwebendes in höheren Klanglagen. Die Form ist nie gefesselt oder strikt – alles treibt ins Offene, der Ideenfluss ist immens. Produced by Manfred Eicher at Rainbow (it still works, after all these years!)
Und Marilyn Mazur emailte mir (u.a.) folgendes: „This project was originally made for the cathedral in Molde, when I was artist in residence 2008 at the Molde Jazzfestival. So the music for the group has always had the vision of being spiritual, airy and fit for very ambient rooms. Also the music is modelled for the specific members of the group. For the studio-session in december 2010, I felt it would be fun to combine the composed pieces with some free titles, to give everyone the chance to also play spontaneously. I have been surprised that we made a CD with so transparent and calm an expression, as my previous productions are more „caleidoscopic“ in their energy and expression.