Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juni 2011

1) Brian Eno and the words of Rick Holland : Drums Between The Bells

Eno macht immer noch Musik, die, wie die Engländer sagen, “groundbreaking” ist. Und die Musikkritik hinkt gerne wieder hinterher. Lyrikvertonungen der besonderen Art. „Old School?“ „No, cuttin´edge!“   

2) Bill Callahan: Apocalypse

Er könnte der Sohn von Cormac MacCarthy sein. Für diese Songs ist das Wort „lakonisch“ erfunden worden. Großartige Kurzgeschichten aus dem Land der Viehtreiber und „Drifter“. Wenn Karl Bruckmaier und ich schon mal einer Meinung sind, sollten Sie das ernst nehmen.

3) PJ Harvey: Let England Shake

Verstörendes England, Totenbilder, Gesänge aus dem Hinterland. Die beste Platte, die PJ Harvey je gemacht hat.

4) David Sylvian: Died In The Wool – Manafon Variations

Verstörende und unheimliche Reisen jenseits von Groove und Schlagwerk. Ernste Musik mit einem Herz, das schlägt!  Konservative Fans  vermissen den Schweiss und den Biss und die alten Zeiten.

5) Craig Taborn: Avenging Angel

Eine unendliche Welt im Klavier: Taborn beginnt mit einer Idee und fesselt durchweg mit dem Gegenteil von Geschwätzigkeit. Und er geht der Schönheit nicht aus dem Weg, wenn sie ihren Schleier hebt. Hoch-Energie-Zonen!  

6) Bon Iver: Bon Iver, Bon Iver

Die Wiederkehr des Sängers der Zwielichtzonen. Nichts an den neuen Liedern ist griffiger geworden. Man weiss selten genau, wovon er singt, aber man kann sicher sein, in diesen „Heimatgeschichten“ verschwindet das Idyll. Ein Lob der Falsettstimme.  

7) Josh T. Pearson: Last of the Country Gentlemen

“Americana” pur. Wer das nicht mag, nennt es “Winseln” und “Jammern”.  Manchen  stehen die Haare zu Berge, bei diesem  Zeitlupen-Folk des einsamen Gottessuchers. Gut zu hören auf dem Highway 61. Und nachts.

8) Meredith Monk: Songs of Ascension

Alles zieht hier nach oben, und die Vokalistin Meredith Monk zieht alle Register ihrer  „archaischen Avantgarde“. Transportiert den Hörer an Orte, in denen Reiseführer wenig hilfreich sind. 

9) Radiohead: The King of Limbs

Sie haben ihre Handschrift gefunden. Und verstören immer noch. Manche Bilder (wie der eines einsam in einem Waldsee Badenden) lassen an Stimmungen des Videokünstlers Bill Viola denken.     

10) Bernd Friedman / Jaki Liebezeit: Secret Rhythms 4

Die schönste Grooveplatte des Jahres. Die spannendste vorstellbare Monotonie. Hört man genau hin, lässt einen der Detailreichtum nicht mehr los. Suchtgefahr. Zeitloser Liebezeit.

11) Gillian Welch: The Harrow and The Harvest

“Ten Kinds of Sad”. Wenig Instrumente, alles rohfein. Völlig entspannt, sehr dunkel. Aber man braucht solch alte Geschichten noch, und alte Gitarren.   

12) Marilyn Mazur: Celestial Circle

Die Form ist nie gefesselt oder strikt – alles treibt ins Offene, der Ideenfluss ist immens. Produced by Manfred Eicher at Rainbow (it still works, after all these years!)

13) Riccardo Villalobos / Max Loderbauer: RE: ECM

Es gibt hier hinreissende Sphären, in denen der Rhythmus so luftig erscheint  wie die sakralen Stimmen ringsum. Der Transport von ECM-Samples in eine elektronische Welt glückt – meistens!   

14) Elbow: Build a Rocket, Boys! 

Elbow lassen den alten Spruch des Philosophen Gaston Bachelard aufleben: die Räume der Kindheit müssen ihre Dämmerung behalten. The Days of Wine and Roses, sepiafarben!  

15) King Creosote & Jon Hopkins: Diamond Mine

Ein Tag an einer schottischen Küste – hier ist der Fuchs begraben, wir landen in einem Lokal am Meer, und der alte Barde lässt den Super-8-Film laufen. Melodien zum Hinschmelzen.  

16) Stephan Oliva: Film Noir

Solo-Piano. Der französische Pianist geht über die landläufigen Klassiker des film noir hinaus. De Nacht  findet  sich überall –  Oliva arbeitet nicht mit dem Schrecken, sondern mit der Traurigkeit.

17) Six Organs of Admittance: Asleep on the Floodplain

Noch ein Spezialist für Kindheitserinnerungen: Gitarrenmann Ben Chasny führt uns in kalifornische Berge, und zeigt, wie erfinderisch man dem lieben Gott den Tag klauen kann.  

18) The Last Hurrah!!: Spiritual Non-Believers

Norweger verwandeln sich in Hippies, veranstalten eine Party, singen tottraurige Geschichten so, als wären sie eine Fahrkarte ins Paradies! Abgedrehte, großartige Hommage an eine verschwundene Zeit.

19) Jenny Hval: Viscera

Die Selbsterforschung des Körpers. Bizarr. Die Stimme klingt manchmal so, als würde sie elektronisch stimuliert. Dabei ist es nur ein altes Rezept der Samen. Und die Lust, die elektrische Zahnbürsten verbreiten können.    

20) M. Ostermeier: The Rules For Another Small World

Ein Wanderer durch ambiente Welten. Aber nichts wabert oder  tuckert sinnlos vor sich hin. Kleine Türen gehen auf, das Fremde lockt.  Fesselnde, abseitige Electronica mit Klavier, beseeltes Klingklang,   herrlich schlafmützig und gut ausgeschlafen zugleich!

 1 – NEO-EXOTICA, STAMMESRHYTHMEN UND FEINE STRÖME

Lyrik und Musik, geht das überhaupt noch? Ist das nicht ein alter,  verstaubter Hut? Akademisches Kopfkino für Literaturfreaks?  DRUMS BETWEEN THE BELLS wird kontrovers besprochen werden. Manche Kritiker werden ihre Vorurteile gegenüber Brian Eno abarbeiten, ihn mal wieder verniedlichend Professor Pop, wahlweise auch  Godfather of Ambient Music nennen. Manche werden die fantastischen Gedichte von Rick Holland in eine griffige Schublade packen, ohne selbst tiefer in die Texte eingedrungen zu sein. Manche werden sich aber auch Zeit nehmen, und dann eines der aufregendsten Alben dieses Jahrgangs für sich entdecken. Aber der Reihe nach.  

Brian Eno hatte von früh an ein zwiespältiges Verhältnis zu Wörtern, ihren Bedeutungen, ihrer Fähigkeit, die Aufmerksamkeit vom Klang abzuziehen. Und so stellte sich dem Pionier der Ambient Music mit diesen Vertonungen moderner Gedichte von Rick Holland  ein interessantes Problem: Gedichte als hochgradig verdichtete Sprache ziehen ja eigentlich  die Aufmerksamkeit auf sich, jede Silbe, jeder Zwischenton, jede Atempause.

Der englische Klangkünstler löst das Problem, indem er die Texte als akustisch spannendes Material darbietet.  Neun Stimmen kommen zum Einsatz – in einem  weitreichenden Klangfeld zwischen Neo-Exotica, beinhartem Funk, Trash Jazz, Post-Kraut-Elektronik, ambienter Kammermusik, Stammesrhythmen –  und gelegentlich auch richtigen Songs.

Zwar ist unter den Sprechstimmen auch Eno zu hören, aber zumeist setzt er auf originelle, wenig englisch klingende Stimmen, die  einen speziellen Akzent, eine eigene Melodie haben (eine Buchhalterin, eine Raumpflegerin, Zufallsbekanntschaften aus der Nachbarschaft in Notting Hill).   Und gesprochene Sprache hat es – Eno weist in einem Essay darauf hin – in Songs immer schon gegeben (etwa bei den Shangri-Las (Leaders of the Pack) –  mir fällt das lange Intro von Donovans Atlantis ein).  Eno nennt  diese Stücke speech songs. Und er nutzt alle Nuancierungen zwischen dem gesprochenen und dem gesungenen Wort…

2 – BEDEUTUNGSSPIELRAUM UND BÄRENTANZ

Einst tummelte sich Eno mit David Byrne im „Busch der Geister“ (auf dem Klassiker MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS); da arbeitete er mit gefundenen Stimmen, von fanatischen Predigern, Nachrichtensprechern, libanesischen Bergsängerinnen; geniales Sampling im analogen Zeitalter! Jetzt eröffnet er ein Theater der Stimmen, das alle Lügen straft, die moderner Lyrik nur ein bescheidenes Dasein im Kellerloch des Elfenbeinturms zuweisen. Beispiel gefällig?

„leben beginnt nicht mit einem titel / der einmannschau / wir sind wasser / und kehren dorthin zurück / wir gehen an den ort des schlicks/ von beere und ballen / der geruch und das rümpfen / der puls und das erblassen / dünnknochenmann / langarmmann / knorpel und kalter wind / mach werkzeug mann / flip aus mann / tanz wie die bären / folge den sternen mann / mit nassem öl auf daunen / ein behaartes elementares / aufgerissene augen festgenadelt um / eine zweimondige kurzsichtigkeit / zu der wir uns im kreise drehen“ (die Übersetzung des Gedichts „a title“)

Man muss und braucht das nicht alles beim ersten Lesen/Hören verstehen – mit der Zeit zünden einzelne Bilder, produzieren Aha-Erlebnisse und locken noch tiefer in die Klangräume hinein. Was mag Brian Eno gereizt haben an den Gedichten von Rick Holland? Ich nahm sein Bändchen STORY THE FLOWERS  zur Hand und stiess auf feine Mischungen aus Alltagsbeobachtungen, Großstadtpanoramen, Philosophie, Humor, moderner Physik, plötzlichen Perspektivwechseln und meditativen Umkreisungen einzelner Motive. Den Texten bleibt stets mindestens ein Rätsel erhalten, unsere Phantasie wird nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt. Die Gedichte lassen genügend Bedeutungsspielraum.

Und die  Musik von DRUMS BETWEEN THE BELLS untermalt nicht einfach, sie bestreitet, verwandelt, treibt an, setzt durch, fordert, skizziert, schwingt aus, dringt ein.  Und noch einiges mehr. „Niemals gab es so ein Empfinden“, erzählt Rick Holland, „dass Brian die Musik machte und ich die Gedichte. Gedichte und Musik konnten sich zu gleichen Teilen verändern im Lauf der Produktion, und der Schaffensprozess war ein ofenes Forum der Ideen.“ 

Zu dem ersten Track des Albums, Bless This Space, erzählt Rick Holland u.a. folgendes: – Ich hatte das Gedicht schon vergessen, da rief mich Brian an und las es mit einem pulsierenden beat im Hintergund. Das gefiel mir schon , aber seine finale Gestalt nahm das Stück erst viel später an, als Leo Abrahams und Seb Rochford ihre Magie verströmten. Leos Gitarre und Sebs Schlagzeug reissen die Musik weit auf und verstärken dieses Gespür einer ansteckenden Freiheit nach einem gemeinsamem Ritual, als ob man bis zu einem Abgrund marschiert wäre und nun keine andere Wahl hätte, als ins Unbekannte zu springen.

Soweit Rick Holland. Bless This Space ist also die ideale Eröffnung, für ein Album, das immer wieder unbekannte Areale erkundet. Textlich wie musikalisch. “the greatest joy there is / is onward search through the darkness”, heisst es in einem andern Gedicht. Gerne verfremdet Eno auch Stimmen, rückt sie ins Surreale, wie in “the real”, einer Attacke auf jeden eindimensionalen Realismus, mit lauter ungebändigten,  schwebenden Tönen.    Eno, der Expressionist, Eno, der Impressionist. Und Rick Holland ist ein so  kongenialer Partner, wie es einst Jon Hassell, David Byrne, oder Harold Budd waren.

3 –  TANZ AUF WOLKE 4  

Der Clou: zum Ende hin singt Eno  – und alle, die seit dem Ausklang der Siebziger Jahre, nach den Klassealben HERE COME THE WARM JETS, TAKING TIGER MOUNTAIN (BY STRATEGY), ANOTHER GREEN WORLD und BEFORE AND AFTER SCIENCE, immer viel zu lange warten mussten auf neue Song-Alben des Herrn Eno, sind kurzfristig versöhnt, mit dem  Vortrag von „Cloud 4“. Wolken haben es leider an sich, mitunter rasch zu verschwinden, und es ist fast schon  englischer Humor, dass dieser tolle Song deutlich unter der 2-Minuten-Grenze bleibt. Ein Song, so herrlich aus der Welt gefallen wie einst Julie With…, aus BEFORE AND AFTER SCIENCE.  

In deutscher Übersetzung liest sich „Wolke 4“ so:  „die tollheiten des gemütszustands / bekannte wetterfronten hemmen uns / oder befreien uns wie kinder / nur einen tag auseinander / ein leben lang im himmel / sonne, taste den himmel ab wie im flug / suche nach irgendeinem zeichen / (dinge) werden gut.“

Alles scheint vorbei zu sein, Stille macht sich breit, man schüttelt noch immer den Kopf ob dieses einen Traumliedes, dem man am liebsten hinterher springen möchte – und dann gibt  es noch einen Song, kaum glaubliche, gute  sechs Minuten lang;  den Gesang zelebriert Eno in BREATH OF CROWS mit einer bei ihm selten vernommenen tiefen Stimme,  mit einer Langsamkeit und  Intensität, die nicht so weit vom Spätwerk eines Scott Walker entfernt ist.  Das große Erschauern, der Showdown am Ende eines überragenden Werkes.

Noch einmal Rick Holland: „Wir waren in einem neuen Teil seines Studios, er hatte sein ganzes Equipment in den Raum geschafft, der vorher ein reiner Geschäftsraum war, mit großen, zum Himmel gerichteten Fenstern. Der Regen hämmerte mit schweren Tropfen herunter, das Tageslicht verschwand hinter den Wolken, und da strömte aus den Boxen ein dunkler, fesselnder Sound. Die Bühne war gerichtet für Brians Breath of Crows, eine schleichende Meditation, die dunkel und erhebend zugleich ist. Seine Art zu singen fügte sich in die Atmosphäre ein. Ich hatte das Stück in Mumbai geschrieben,  während des Monsuns. Ich hatte ein kleines Zimmer auf Baumhöhe und lebte in enger Nachbarschaft mit der Krähenpopulation der Stadt. Es war der Endpunkt meiner Zeit dort als Lehrer, ich lebte eng mit diesen Tieren zusammen, in einer Kultur, die allem Lebendigen viel Aufmerksamkeit schenkt. Der Song ist vielleicht eine Art nicht-religöse Hymne“:

„mein gott ist im atem der krähen / er wächst und schrumpft mit dem wunsch der natur  / ein feuer ohne verbindung mit dem menschenwunsch / aber er muss absolut sein, dieser gott/ denn wenn der verstand still steht bewegt er sich. / mein gott ist im atem von krähen / darf ich mir nicht vormachen / mein ich denken zu lassen / er wächst meinen wunsch zu erfüllen / oder meine sünde zu waschen / aber lass mich mit verwundernung zuschauen / während er seine arbeit macht. / die klänge der heiligen nacht im überfluss / turmfalkenrufe und glocken trinken die luft / und das sinnrennen quillt (lass es herein) / oder die rufe klingen wie hohles blech / oder grammophonkreise und hintergrundstaub / ich muss mich / ersetzt durch most / durch witterung und wahrnehmung / darüber wundern“

4 – SCHARFE KLINGE UND FLIESSENDES PASTELL

Für jedes Gedicht entsteht ein ganz anders gearteter Track, es gibt kein  Formular, keine Strophenmuster, keine Gebrauchsanweisungen. Das ist bestimmt etwas, das Eno im Umgang mit diesen Gedichten gereizt hat. Immer wieder bei Punkt Null beginnen. Jeder Masche aus dem Weg gehen. Das Resultat: wir begegnen, klanglich gesehen, der scharfen Klinge – und dem fliessenden Pastell (ein genauer Blick auf die Musik jedes einzelnen Stückes, und diese Besprechung wäre leicht doppelt so lang).  DRUMS BETWEEN THE BELLS ist der provokante Gegenentwurf  für hochtrabende, angestrengt intellektuelle Kunst – das Album zelebriert pure Sinnlichkeit, ist Seelen- und Geistesnahrung in einem. Die Musik ist archaisch. Die Worte tanzen. Lyrik und Musik: ja, das geht noch. Und wie!

P.S. Das Artwork hat  auch Klasse. In der special edition gibt es alle Stücke noch mal, rein instrumental. In einer anderen Reihenfolge, und ganz merkwürdig anderen Hörwirkungen.

2011 29 Jun

Sommer vorm TV

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Ein Gedicht von Sarah Kirsch heißt Im Sommer, ein sehr guter Film mit Andreas Schmidt und Nadja Uhl heißt Sommer vorm Balkon (spielt am Prenzlauer Berg) und Ein guter Sommer heißt ein vielversprechender Film, der heut im ARD (20:15 Uhr) zu sehen ist, vielversprechend, weil gleich zwei Kultfiguren deutscher Schauspielkunst, nämlich Andreas Schmidt und David Striesow dabei sind …

2011 28 Jun

Baumrätsel

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Lyrikrätsel hatten wir ja hier schon. Jetzt geht es um ein Baumrätsel. Kölner sind hier echt im Vorteil, sie könnten vor Ort recherchieren. Der Gewinner erhält die neue Brian Eno-CD. Das Baumrätsel wird hier bald wieder aus der Seite verschwinden, was eigentlich respektlos ist, weil der Baum älter ist als alle zwölf Manafonistas zusammen. Es ist ein Hyper-Baum.  Hinter dem Stadtgartenrestaurant, ziemlich am Anfang des Parks, thront er ;  er scheint mir  unendlich dick, und obwohl es surreal wirkt, mit allerlei Wurzelwerk in den Boden zu schlagen. Die Blätter haben an etlichen Stellen auch etwas,  das ich Blattrauben nennen würde, nicht die Früchte, sondern schlanke abhängende Zweige voller dünner Blätter. Eine Trauerweide ist es gewiss nicht, eher eine Liebesweide, aber die gibt es nicht. Ich merke, wie wenig ich im Botanikunterricht aufgepasst habe. Mir fehlen ein paar Worte. Der Baum  ist natürlich ein riesiger Schattenspender, und gerne wünscht man sich in der Nähe einen Ghettoblaster, aus dem Bob Marley ertönt: there´s a natural mystic flow into the air… Vielleicht haben Sie  mehr Glück, ich habe keine Ahnung, und die richtige Antwort muss vor Ort noch ihre Bestätigung erfahren, von einem Stadtgartenpark-Kenner! Das Baumrätsel ist eröffnet.

2011 28 Jun

The Man Who Fell To Earth

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Das ist wirklich eine sehenswerte DVD, diese Dokumentation der Jahre 1971 – 1979, auch für Nicht-Eno-Fans. Sie zeigt, wie Brian Eno seinen eigenen musikalischen Weg fand, bietet neben dem tollen Filmmaterial auch hervorragende Interviews, gibt Einblick in die Gründerzeit der Popmusik (Roxy Music, T-Rex, Brand X etc) und den daraus erwachsenen „Gegenbewegungen“. Mir war nicht bewußt, wie sehr die stillen Tage an der Weser mit Cluster für Eno prägend waren. Die DVD dauert 2 1/2 Stunden und ich habe sie an zwei darauffolgenden Tagen genossen, weil einen das Material und die Fülle der Information sonst erschlägt.

Eine tragende Rolle in diesem Eno-Film fällt dem Eno-Biografen David Sheppard zu –
ein gut aufgelegter, wortwitziger Typ, dem man gerne zuhört. Aber auch die anderen am Rande erzählten Geschichten sind faszinierend, etwa vom Brand X Bassisten Percy Jones: „We sat in the studio, discussing and suddenly Eno said ´Lets have some Cake …´

Diese DVD ist wiedermal ein gutes Beispiel dafür, dass gut gemachte Musiker-Portraits einem die Musik näher bringen können, weil man sie dann auch aus dem geschichtlichen Kontext heraus hört. Deshalb gefällt mir auch der Spruch von Alex Ross (The Rest is Noise) so gut: „Man hört sich Musik auf verschiedene Weisen an: intellektuell, kontextuell oder eben intuitiv, sinnlich.“ (TAZ, 24.10.2009)

Brian Eno 1971-1979 The Man Who Fell To Earth (DVD ©2011)

2011 27 Jun

Mountain Man´s Song For A Tower Gone Wrong

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2011 27 Jun

David Sylvian in Norwegen

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„Beim nächsten Punktfestival in Kristiansand, Anfang September,  wird ein altes Intrumentalwerk von Ihnen, neu aufgeführt, neu interpretiert: “Plight and Premonition”. Sie haben die Musiker dafür ausgewählt. Was macht da den Reiz aus, so viele Jahre zurückzugehen zu einem alten Album, und es nun im 21. Jahrhundert zu präsentieren?“

„Das ist ein Stück Musik auf das ich immer recht stolz war. Ich denke, in aller Bescheidenheit, dass „Plight and Premonition“ ein wichtiges Album ist. Es wurde nie live aufgeführt. Ich  hatte die Idee, es in  den Kontext von improvisierter Musik stellen.  Dass da rohe Elemente von „Plight“ vielleicht als Samples auftauchen, wäre vielleicht spannend. Philip Jeck, dieser Meister im  Umgang mit alten Vinylplatten, mochte „Plight and Premonition“ seit er es zum ersten Mal gehört hat, vor über 20 Jahren.  Auch  Jan Bang und Erik Honore, die Gründer des Punktfestivals, werden natürlich  auf der Bühne sein. John Tilbury wird mitwirken, der auf Manafon so feine Klänge fabrizierte. Das wird ein Abenteuer. Und die Musiker arbeiten mit ihrer eigenen Erinnerung an diese Schallplatte, sie müssen das Stück auch nicht unbedingt erst mal wieder neu hören, um sich damit vertraut zu machen. Das würde ich nie verlangen. Ich bin so neugierig wo ihre Erinnerungen sie hinführen.“ 

(Passage aus den kommenden Klanghorizonten im DLF-Nachtradio)

Plight and Premonition

2011 26 Jun

Gillian Welchs neues Album

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Apropos Dylan: Die ersten Rezensionen zu Gillian Welchs neuem Album überschlagen sich  vor Begeisterung.  Gillian Welch, der ewige Geheimtipp. Zwei Beispiele dieser kollektiven Begeisterung:  Nick Coleman etwa schreibt im „Independant“:  Harrow…is Americana in its subtlest form: never more than a voice plus two twangy instruments and harmony; new music arising from old mud as quietly as fog and as edgelessly. The songs?  As „Dark Turn of Mind“ and „The Way the Whole Thing Ends“ demonstrate so exquisitely, Welch’s deepest interest is still in the way cornbread crumbs are just another by-product of real sadness and alienation. It’s a brilliant record.

Und Kitty Empire im Observer: „Certainly, all the exacting, pared-down takes on traditional music here – country, bluegrass, Dylan – speak of artists distilling their influences until the most spartan and flab-free iteration results. And yet, on repeated listens The Harrow & the Harvest feels more mysterious than this asceticism suggests. It is replete with events alluded to, but unsung. Many of their albums are like this – carefully written to sound like folk manuscripts handed down across the ages, illuminated by Rawlings’s eloquent guitar. And yet The Harrow is especially full of drama that occurs off-camera. It is the best kind of record: one that lures you in and soothes you with harmonies and banjo, only to leave you wondering what the hell just happened.

https://www.npr.org/player/v2/mediaPlayer.html?action=1&t=1&islist=false&id=137346722&m=137328751

Harrow & the Harvest

a comment on NPR: I love Gillian Welch and David Rawlings is every bit her equal. I cannot wait for this album! I am still embarrassed by my not recognizing her at a car wash after talking with her about her cool Neil Young T shirt she bought in NYC in the early 80’s.

Today, 20 minutes after midnight (27.6. – 00:20 Uhr). Mit den Gästen
Christiane Rösinger (Musikerin), Klaus Theweleit (Kulturtheoretiker), Heinrich Detering (Literaturwissenschaftler), Markus Berges (Musiker) – Moderation: Volker Panzer

Ob „His Bobness“ überhaupt singen kann, ob seine näselnde Nicht-Stimme den Zauber Dylans ausmacht – die Meinungen gehen und gingen bezüglich Bob Dylan schon immer auseinander! Tatsche ist, der 70-jährige Musiker tourt ohne Ende durch die ganze Welt und hält seine Fans geistig wie musikalisch auf Trab … (ZDF-Nachtstudio)

2011 26 Jun

Bob Dylan in Mainz

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So seltsam er auch die elektrische Orgel traktiert, fernab aller Virtuosität: Konzerte mit Bob Dylan bleiben ein Ereignis. Und so ausgewrungen BLOWIN´IN THE WIND am Ende der Zugabe inszeniert wird, so genial ist die Darbietung von TANGLED UP IN BLUE: da bellt er wie ein geschlagener Hund im Kellerloch. Und während dieser 100 Minuten, die akustische und elektrische Felder und mindestens fünf Jahrzehnte durchschreiten, gibt es immer wieder diesen Zauber, wenn der Mann seine Songs, seine langen Erzählungen, ausbrütet. Erinnerungsseligkeit will nicht aufkommen – dafür destabilisiert er jeden Anflug von Gemütlichkeit. Die Materialien liegen roh da, Blues und Country und Folk, und Rock. Wir haben den Mann im Hut bestaunt, und ihm gelauscht, ohne Andacht, aber seltsam ergriffen. Wow!  „Everybody´s making love tonight, or else expecting rain“. Lesen Sie die vorzügliche Konzertbesprechung von Michael Werner (Stuttgarter Zeitung) im Kommentar 1…


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