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2016 4 Jun

Brasch bräsig

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In den Film Und Kim Novak badete nie im See Genezareth zappte ich spätnachts vor Jahren hinein, ähnlich ergings mir auch mit Schnee, der auf Zedern fällt: ein „Wow!“ flackerte auf, doch schnell fielen die Augen übermüdet zu. Die Titel blieben als etwas Lohnenswertes haften, den erstgenannten konnte ich nun kürzlich sehen – und nichtmal Claudia Michelsens zeitgleicher Polizeiruf hielt mich davon ab. Der hilfreiche Tatortcheck eines Onlinemagazins tat sein Übriges, in dem besagtes Ereignis mit vier von zehn Punkten bewertet wurde und ich erinnerte mich daran, dass schon Michelsens Ex-Partner Silvester Groth aus Drehbuchgründen unlängst seinen Job hinschmiss. Schade, denn einer der besten Dialoge ever spielte sich in jenem Magdeburger TV-Dienstmilieu ab. Michelsen alias Kommissarin Doreen Brasch, nachdem sie zwecks Verbrecherjagens mit dem Motorrad die Steinstufen der Stadtmauer rauf- und runtergebrettert war, trifft bräsig im Revier ein, passiert den Schreibtisch des kauzigen Kollegen Groth alias Jochen Drexler.

Der Bürokrat par excellence mümmelte soeben Grünzeugs aus der Brotschatulle zum Frühstück, die Aktentasche akurat neben sich abgelegt und die Miesepetermiene aufgesetzt. Michelsens Morgengruß: „Salat macht impotent!“ Groth retour: „Impotenz macht frei!“ Ich lachte laut. Sind es nicht solche shortcuts, die so manches laue Drehbuch flugs vergessen lassen und sich für alle Zeit in das Gedächtnis schreiben – wie eben jenes eingangs erwähnte kurze „Wow!“? Der oben genannte Film mit sonderbarem Badetitel basierte auf einem Roman von Hakan Nesser, dem damit wohl einst der Durchbruch gelang. Er zeigte, hierin einer Serie wie Breaking Bad ähnlich, was Qualität ist: langsame Einstellungen und aufflackernde Momente; Dinge, Antlitze, Situationen, die aus sich selbst heraus wirken; jene Stille, die spricht und ferner dieser feine switch, wenn fotorealistische Wirklichkeit und harte Fakten ins Märchenhafte, Surreale, Humoreske hinübergleiten.


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