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Archives: Adrian McKinty

Normalerweise bekomme ich hin und wieder die Dauerkarte eines Freundes, und sitze dann in Höhe des Mittelkreises (Reihe 18) in der Westkurve. Normalerweise bin ich auch eine Stunde früher da, um die stetig steigende Energie aufzusaugen, mit Sitznachbarn fachzusimpeln, und zwischendurch ein, zwei Kapitel eines Thrillers wegzuschmökern. Heute war das Tagesprogramm aber dicht gedrängt, und wir liefen zu viert auf, ganz hoch oben auf der Nordtribüne, was nur für Schwindelfreie ein guter Ort ist. Ich hatte mich aufgewärmt, bevor der lange Marsch durch die Bolmke zum Stadion begann, hatte mir gecrashtes Eis besorgt, ein „Pint“ Wodka Gimlet gemixt und zur Freude aller Anwesenden die beste Platte des Jahres 1985 aufgelegt, die lang hinausgezögerte Veröffentlichung von Sam Cookes „Live At The Harlem Square Club“. Das passte auch gut zum vierten Roman der Sean-Duffy-Reihe von Adrian McKinty. Ein katholischer Bulle in Bürgerkriegszeiten im Belfast der Achtziger Jahre, nicht schlecht. Dieser DI ist so intelligent und schräghumorig, dass es fast ein Grund wäre, wieder in diesen Saftladen einzutreten. Regelmässig kontrolliert Duffy den Unterboden seines Wagens nach einer etwaigen Bombe. Das sind knallharte, spannende Romane, und es ist eine Freude, einem Erzähler zu begegnen, der auf einer Seite Novalis, die Rolling Stones und Nancy Drew auftreten lässt. Während ich meinen Wodka runterkippte, bekam ich eine Mail, die mir genaue Anweisungen zur Wartung einer Villa in Keitum zukommen liess. Alles für einen Apfel und ein Ei. Vor allen Dingen ging es darum, wie man die Heizung anschmeisst, die Sauna in Betrieb nimmt, und vor der Abreise die Lichtshow installiert, um Einbrecher abzuschrecken. Ein volles Programm für drei Tage in der Sylter Vorweihnachtszeit. In diesem schmucken, von aussen etwas geisterhaft wirkenden Haus (ein Panoptkum der alten Bundesrepublik mit Goldenen Schallplatten an den Wänden, Standuhren aus Eberesche und einem Dutzend Stan Kenton-Platten) kann man leicht zwei Fussballmannschaften unterbringen, und sich wie in einem alten britischen Schloss zwischen drei Stockwerken und sieben Schlafzimmern munter verlaufen, man kann es sich aber auch vor dem riesigen Panoramafenster im ersten Stockwerk behaglich machen, Laurie Andersons „Heart Of A Dog“ hören, und den Blick über das weitläufige Wattenmeer schweifen lassen. Michael allein im Haus, mit Adrian McKinty, Laurie und den Blackhawk-Auftritten von Miles Davis aus dem Jahre 1961. „Now the rain’s like gravel on an old tin roof / And the Burlington Northern’s pullin‘ out of the world / With a head full of bourbon and a dream in the straw / And a Gun Street Girl was the cause of it all“. In der Villa gibt es zwölf Jahre alten Isley. Gutes Zeug, wenn man Torf, Rauch, Erde, Regen, Melancholie und die Nordsee mag, und wer tut das nicht? Das klingt fast wie ein Satz aus dem Roman „Gun Street Girl“, und wer zu Weihnachten gern mal das Gegenteil von „putzig“, Adele, und moralisch korrekten Romanen verschenkt, sollte Adrian McKinty ernsthaft in Erwägung ziehen. Eine Variation des nordirischen Regens strömte gestern auch auf das Spielfeld des Westfalenstadions, als der BVB den Verein für Bewegungsspiele aus Stuttgart mit 4:1 abfertigte, mit unserer Tormaschine aus Gabun und einem exzellent aufgelegten Gonzalo Castro, der nun endlich seinem herrlichen Namen alle Ehre macht. Cheers.


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