Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 22 Dez

Der P-Faktor

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 2 Comments

„P stands for Paddy, I suppose …“

 
 

… but as well for practise if not for purgatory. Denn Musik ist ein verrücktes Pflaster, man kriegt sie nie zu fassen: dämonisches Gebiet, ewige Durchgangszone. Der Maler hat irgendwann ein fertiges Bild vor sich. Er kann es dann aufhängen, einpacken, verkaufen – es ist ein abgeschlossenes Ding. Musik bleibt fluktuierend. Was meinen Zugang zu Songs betrifft: die Neugier ist wichtig. Von einem Lied für eine Weile affiziert zu sein: es sich einverleiben wollen. Die perfekte Welle nutzen, denn sie währt nur für begrenzte Zeit.

Da habe ich mir etwas eingebrockt, die irischen Wurzeln aufzuarbeiten. Nein, nicht der Grossvater und auch kein Urahne. Und doch, als ich einst nach Irland reiste, die Musik der Moving Hearts, Clannads, Paul Bradys, der Bothy Band und eben auch von Planxty im mentalen Gepäck, da kamen mir die Iren wie die meinen vor. Ich schätzte deren Gesprächigkeit, Gastfreundschaft, die Lust zum Wortemachen. Nun entdecke ich gerade Vieles wieder und der oben präsentierte Song gehörte zu den Lieblingsliedern.

Hilfreich ist Best Practice. Ein Softwaretool, mit dem man den Kammerton A justieren kann, der sich ja im Laufe der Jahre verändert hat. Somit lassen sich ältere Aufnahmen abhören, ohne das Instrument umstimmen zu müssen. Ferner lässt sich die Abspielgeschwindigkeit verändern, die Tonhöhe bleibt dabei konstant. Das ist nicht nur für jene ultraschnellen irischen Jigs hilfreich, denen unsereins ja gewöhnlich hinterherhechelte wie die lahme Ente dem flinken Hasen. Nun legt man sie unter das Elektronenrastermikroskop und schaut sie sich von Nahem an. Auch loops kann man erzeugen zum Einüben ausgewählter Passagen.

„A painter is a painter and he paints it – thats it“, once Joni Mitchell said. Und wer täglich mehr als eine Stunde übe, der sei ein Gitarrist, fügte Robert Fripp hinzu. Nun denn, ich ändere mein Leben: die Kunst zu covern, darin liegt das Glück – Stück für Stück.

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2 Comments

  1. Rosato:

    P stands for Planxty (in my mind)
    also weniger für practise & purgatory.

    Oh, schon wieder ein Anstoß, eine lange Zeit schweigende LP erklingen zu lassen.

    The Green Fields Of Canada ging mir besonders unter die Haut. Ich hab es einst in Noten transkribiert, aber inzwischen ist das Notenblatt verloren gegangen. Es war größer als DIN A4 Format und ragte aus einem Leitzordner hervor, eigentlich unübersehbar – ich sehe nichts davon beim Blick über meine Sammelordner.

    Es werden Erinnerungen an einen verrückten Irland-Urlaub 1971 wachgerufen. Mit Trampen sind wir nicht vorwärts gekommen und mieteten Fahrräder. Puck Fair in Killorglin, Ankunft in einem einfachen Bauernhaus mit festgetrampeltem Erdboden, völlig durchnässt, nachdem wir die Räder ein paar Hundert Meter über einen Pass tragen mussten, weil der Trampelpfad sich zwischen felsigen moosigen Rasenflächen verlor, Tee und Brotzeit am Kamin, der mit Torf befeuert wurde. Aufstieg zum Carrantuohill,

    et cetera

  2. Jochen:

    Natürlich, Planxty. Diese zahlreichen Wiederbegegnungen mit lange vergrabenen Schätzen.

    „P for Practise“ hiesse für mich auch: langsam, sicher und genüsslich das Transkribieren zu lernen. Spannend ist es allemal, Jahre und Jahrzehnte später herauszuhören, was da überhaupt gespielt wird und wurde.


     
    To quote that lady right in the end:

    That´s one thing that´s always been a difference between the performing arts and being a painter, you know. A painter does a painting, and he paints it, and that’s it. He has the joy of creating it, it hangs on a wall, and somebody buys it, and maybe somebody buys it again, or maybe nobody buys it and it sits up in a loft somewhere until he dies. But he never, you know, nobody ever said to van Gogh: „Paint a Starry Night again, man!“ He painted it and that was it.

    (Joni Mitchell, „Miles of Aisles“, 1974)


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