Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Mai 2015

– Wo bist du gelandet, als du heute Abend die ESC-Taste drücktest?
 
– In Paris, 1975. Bei einem Konzert von Jethro Tull. Beim Autofahren. Grosser Spass.
 
– Du hast eine Geschichte mit den Briten?
 
– Wie tausend andere. Die Girls bekamen immer leuchtende Augen, wenn Ian Anderson seine Querflöte blies. Und er konnte mitunter so sanft säuseln wie Cat Stevens. Ansonsten fand ich als Teenager „Aqualung“ toll, aber richtig gepackt hat mich „Thick As A Brick“. Die ganzen brachliegenden Sehnsüchte damals verdichteten sich auf einigen Schallplatten, „Foxtrot“ gehörte dazu, „Sgt. Pepper“, „Atom Heart Mother“. Und eben „Thick As A Brick“.
 
– Und jetzt vor dem Einschlafen?
 
– Da bin ich in der Gegenwart gelandet. Liege im Bett. Den toten Punkt überwunden. Und höre eine CD, die mir ein Freund aus London geschickt hat. Wunderbar. Eine Entdeckung. Bislang kannte ich diesen einsamen Wolf nicht.
 
– Was für ein einsamer Wolf?
 
– Paul Marshall nennt sich „Lone Wolf“. Wunderbar asketische Lieder von einem, der die späten „Talk Talk“ gut kennt. 50er-Jahre-Jazztrompeten, stille Lieder. Paul Buchanan dürfte das auch sehr gefallen. Das Album heisst „Lodge“. Ich weiss gar nichts über diesen Sänger. Ist bestimmt auch was für Freunde der Songs von John Martyn. „I’ve been sleeping with a blindfold on, sleeping with the curtains drawn,” singt er einmal. Ohne jede Spur von Weinerlichkeit. 

 

 
 
 
Ein frischer Basinski ist da. Und wie immer: Man erkennt ihn nach wenigen Sekunden. Basinski hat in diesem Fall einmal nicht in seinen scheinbar unerschöpflichen Karton mit den zerfallenden Tonbändern gegriffen, aber geloopt wird auch hier. Ein winziges Klaviermotiv läuft über Filter, Echogeräte und viel Hall, überraschungsfreie 40 Minuten lang. Musik, die an herabfallendes Wasser denken lässt und bei mir sicherlich nicht zum letzten Mal gelaufen ist.

Wer die CD bestellt, erhält mit ihr ein Passwort für den Download von „The Deluge“, einer Live-Version von „Cascade“.

 

 
 
 
Als wir nach der Trauerfeier noch etwas zusammen sassen und einen Kaffee tranken, tauschten wir Erinnerungen aus. Schon waehrend der Trauerfeier war mir aufgefallen, dass dies die erste Trauerfeier an der ich teilnahm war, auf der kein Abgesandter irgendeiner Konfession in Erinnerung an den Verstorbenen sprach. Stattdessen sprach ein freier Trauerredner und er tat dies sehr ueberzeugend: er erzaehlte vom Verstorbenen, erinnerte an einige seiner Charakteristika und hob seine Leidenschaft fuer die Musik und da besonders fuer den Rock’n’Roll und die Beatmusik der 1950iger und 1960iger Jahre hervor. Wir alle wussten davon und so erklangen – auch das fuer mich ein Novum – statt der ueblichen, gewohnten Kirchenlieder Songs von den Rolling Stones, die er sehr gemocht hatte: an „I´m Free“ erinnere ich mich, und „Wild Horses“ war auch dabei.

Als wir so zusammensassen, kam natuerlich (unweigerlich?) das Gespraech darauf, welche Songs wir denn, vor die Wahl gestellt, fuer unsere eigene Trauerfeier – quasi im Voraus also – auswaehlen wuerden. Hatten wir alle uns da schon Gedanken gemacht?

Man koenne, so war mein spontan geaeusserte Gedanke, der meine Beklommenheit nach der Trauerfeier abzuschuetteln versuchte, doch moeglichst lange Musikstuecke auszusuchen, die die versammelten Freunde und Verwandte dann auch moeglichst lange zusammen sitzen lassen moege; also „In-A-Gadda-Da-Vida“ von IRON BUTTERFLY zum Beispiel; oder „Shine On You Crazy Diamond“ von PINK FLOYD – bei letzterem waere dann auch ein Bezug in den lyrics enthalten, denn alle verstehen wuerden.

Weiter verfolgt haben wir den Gedanken „schon jetzt fuer spaeter“, oder, wie Uwe Johnson es formuliert hatte „fuer wenn ich tot bin“ nicht wirklich. Zumindest habe ich von meinen Freunden spaeter zu diesem Thema nichts mehr gehoert.

Uwe Johnson hatte sich, als er schon in Sheerness lebte, fuer seine Trauerfreier jegliche Musik, jegliche konfessionalle Ansprachen schriftlich (vehement?) verbeten. Auch dies eine aus seiner eigenen Lebensgeschichte sehr nachvollziehbare Haltung.

Wenn der Moment gekommen ist, dann ist der Moment gekommen – und genauso sicher wird dann sein, dass jemand dann drei vier Musikstuecke auswaehlt.

 
 

 
 

2015 29 Mai

Singend am Tatort

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Mixtape (A- & B-Side)
 

Berufliche Sozialisation und Gesang
 
Heute: Tatort-Kommissare
 
 

Und wieder ist ein wichtiges Stück populärer Alltagskultur gelistet worden. Diese Liste geht auf eine Wette zurück, ob es mehr als 20 Tatort-Kommissare gibt, die singen – egal, wo; egal, wie gut; es muss nur eine gewisse Öffentlichkeit bestehen. Also allein in der Badewanne gilt nicht. Ich habe die Wette knapp gewonnen; 22 singende Ermittler konnten ermittelt werden (ohne Anspruch auf Vollzähligkeit). Damit scheint diese Berufsgruppe besonders musikalisch zu sein. Warum nur?
 
 

  1. Tatort-Titel / Westfalia Big Band
  2. Hoam / Michael Fitz / Carlo Menzinger, München
  3.  As time goes by / Andreas Hoppe / Mario Kopper, Ludwigshafen
  4. Von der Ehe / Maria Furtwängler / Charlotte Lindholm, Hannover
  5. Kann denn Liebe Sünde sein / Manfred Krug & Charles Brauer / Paul Stoever    & Peter Brockmöller, Hamburg
  6. Mit der letzten Straßenbahn / Ulrich Tukur / Felix Murot, Wiesbaden
  7. Ein Halleluja / Jan Josef Liefers / Karl-Friedrich Börne, Münster
  8. Psalm 139 / Eva Mattes / Klara Blum, Konstanz
  9. Alles rot / Anna Loos & Silly / Lissy Pütz, Köln
  10. Super, super BVB / Dietmar Bär & Borussia-Dortmund-Fans / Freddy Schenk, Köln
  11. Unten am Ufer / Miroslav Nemec / Ivo Batic, München
  12. Berlin, Alexanderplatz / Götz George / Horst Schimanski, Duisburg
  13. Mein Hund heißt Hofrat / Fritz Eckhardt / Viktor Marek, Wien
  14. Jetzt zünd‘t ma Kerzen o / Gustl Bayrhammer / Melchior Veigl, München
  15. Irgendwas ist immer / Andrea Sawatzki / Charlotte Sänger, Frankfurt a.M.
  16. Indeterminacy (John Cage) / Joachim Krol / Frank Steier, Frankfurt a.M.
  17. Wir sind uns fremd, doch gibt es nichts, was uns trennt / Martin Wuttke / Andreas Keppler, Leipzig
  18. With a little help from my friends / Axel Prahl / Frank Thiel, Münster
  19. Kentucky Avenue / Richy Müller / Thorsten Lannert, Stuttgart
  20. Brief an unsere Kinder / Bernd-Michael Lade & Maria Simon / Kain (Vorname unbekannt), Dresden & Olga Lenski, Frankfurt/Oder (Polizeiruf 110)
  21. Bis einer geht / Nora Tschirner & Prag / Kira Dorn, Weimar
  22. Es muss was Wunderbares sein, von mir geliebt zu werden / Adele Neuhauser & Harald Krassnitzer / Bibi Fellner & Felix Eisner, Wien
  23. Trinklied / Meret Becker / Nina Rubin, Berlin
  24. Tatort (live) / Klaus Doldingers Passport

 

 

singen gelegentlich: 3, 7, 19

singen am Theater oder im Film: 8, 12, 16, 17, 23

waren Teil regionaler Subkulturen: 13, 14, 20

können nicht singen, tun es aber trotzdem: 4, 8, 10, 15, 22

geben regelmäßig Konzerte, z.T. mit Band: 2, 5, 6, 9, 11, 15, 18, 20, 21, 23

„All the world is football-shaped“: das war eine Zeile, wenn ich mich recht erinnere, aus dem Song „Senses Working Overtime“ der Band XTC aus alten New Wave-Zeiten. „English Settlement“ heisst das zugehörige Doppelalbum, das ich neben „Mummer“ zu meinen Favoriten der Band aus Swindon zähle: Steven Wilson möge sich bald an einen Remix machen, ich möchte es gerne als „Sensurround“ hören, wie morgen Abend, wenn „Sensurround“ sowieso den Sound angibt, in Berlin die Welle durchs grosse Rund geht, Applaus aufbrandet, mein Ballspielverein Borussia den Pott in den Pott holt, und Klopp sein letztes Dortmunder Fussballmärchen auf dem Laster am Borsigplatz erlebt.

Ansonsten würde mich der kleine Fussball-Blues beschleichen, aber das ist Blues auf hohem Niveau, was haben die andern Manafonistas für Spannungskurven hinter sich: Wolfram und Gregs zitterten sich (der eine stoisch, der andere erhitzt) zum Klassenerhalt, Lajla verpasste mit den „roten Teufeln“ den Aufstieg, von Jans Fussballlust ist mir nichts bekannt – er hätte derzeit mit dem HSV, nach dem 1:1 daheim gegen Karlsruhe in der Relegation, auch wenig zu lachen.

Aber das sind natürlich alles Marginalien gegen die kriminelle Brut der FIFA, die wohl nun, allen jüngsten Verhaftungen, aller Doppelmoral der UEFA, allen zwischen zwei Buchdeckeln abgelieferten Enthüllungen Thomas Kistners zum Trotz, diesen peinlichen Seppel Blatter wieder als kleinen Kaiser im Amt bestätigen wird. Gerontokratien haben eine lange Tradition in Weltsportverbänden, und die Staffelstäbe der Korruption werden in aller Regel durchdacht von Generation zu Generation übergeben.

Zur Erinnerung: Blatters Präsidentschafts-Vorgänger Joao Havelange und dessen ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Teixeira kassierten offenbar Millionen an Schmiergeld für WM-Marketing-Deals mit dem Vermarkter ISL. Blatter wurde von allen Verdächtigungen freigesprochen, obwohl er 1997 als Generalsekretär eine Zahlung an Havelange von 1,5 Millionen Schweizer Franken persönlich zurücküberwiesen und somit offenbar zumindest Kenntnis vom System hatte.

Das war bei Havelange der modus operandi, und gewiss gilt es in Zukunft (und Gegenwart) auch Michel Platini und Thomas Bach auf die Finger zu schauen. Platini ist sowieso schon eine zwielichtige Figur. Die Unmoral von der Geschichte: das Grinsen der geldgeilen Narren wird immer breiter; mit ihrer Gier werden die meisten durchkommen, bis ihnen, kurz vorm Ende, in luxuriösen Residenzen, die letzten Dollars in den Arsch geblasen werden. Da ist es doch viel schöner, sich mit Fussballmärchen zu befassen, auch wenn sie dann gar nicht stattfinden.

Sean Baker sagte, er hätte es darauf angelegt, die Regeln des Pornofilms zu brechen. Die Pornoindustrie bestimmt hier nicht den ganzen Film und auch nicht die gesamte Persönlichkeit von Jane, sondern nur einen kleinen Teil. Ansonsten ist Jane eine verdammt gut aussehende, intelligente und ziemlich gut gelaunte junge Frau, hängt mit ihren Freundinnen herum und mit ihrem kleinen Hund Starlet. Eines Tages kauft sie auf einem Flohmarkt einer alten seltsamen und abweisenden Frau, Sadie, eine Thermoskanne ab. Damit beginnt die Geschichte. Sean Baker sagte, er hatte immer schon mit Menschen befreundet sein wollen, die wesentlich älter waren als er selbst. Aber wie fängt Freundschaft an? Vielleicht damit, jemandem ein Glas Wasser anzubieten.

 

– Good water.

– It´s just water.

 

Also, das war es noch nicht. Vielleicht fängt es an, wenn es selbstverständlich geworden ist, gemeinsam eine Tasse Kaffee zu trinken, ein Ritual. Und wenn niemand unangenehme Fragen stellt. Wenn es nicht mehr um Macht geht. Wenn man gemeinsam etwas erlebt. Ein Bingospiel. Weil Sadie jeden Samstag Bingo spielt. Wenn niemand recht haben muss und wenn es egal ist, wer eine Wette gewinnt. Und wenn sogar eine Verräterin nichts zerstören kann. Und der Schluss dieser Geschichte ist so bewegend, dass Besedka Johnson, die Sadie spielt, als sie im Interview davon erzählt, zu weinen beginnt. Wahrscheinlich war dieser Film ihre letzte Rolle. Sie ist 85 Jahre alt.

Ich war vor ein paar Stunden, als ich den Fernseher anschaltete, plötzlich in diesem Film gelandet, den ich vor drei Jahren im Kino gesehen hatte. Spätvorstellung. Das Sommerlicht in Los Angelos. Damals saß hinter mir eine Frau, die, noch während der Abspann lief, sagte, sie hätte das Ende nicht verstanden, und mit der ich dann bei einem Milchkaffee darüber sprach, wie wir es deuten könnten.

 
 

Starlet, USA 2012

Regie: Sean Baker

 
 
 

 

 

lang

 
 
 

Dass Fritz Lang einer der bedeutendsten Regisseure und Innovatoren der Filmgeschichte war, muss nicht mehr ernsthaft belegt werden. Dr. Mabuse, der Spieler, Der müde Tod, Die Nibelungen, Metropolis, Frau im Mond, M – Eine Stadt sucht einen Mörder, Das Testament des Dr. Mabuse, Fury, You Only Live Once, Hangmen Also Die, Scarlet Street – das sind nur einige seiner Meisterwerke. Wirklichen Schrott hat Lang nur ein einziges Mal produziert (An American Guerilla In The Philippines), ansonsten sind selbst seine „kleineren“ Filme immer noch besser als 90 Prozent aller anderen Filme. Behaupte ich mal so.

Lang-Biografien gibt es bereits in größerer Zahl – weshalb also jetzt noch eine weitere?

Die 2001 von Rolf Aurich, Wolfgang Jacobsen und Cornelius Schnauber herausgegebene Lang-Bio bleibt, was Fakten und Dokumente betrifft, weiterhin die definitive. Grobs Zugang und inhaltliche Ausrichtung unterscheidet sich aber von den bisher vorliegenden Werken. Alle mir bekannten Lang-Biografien drehen sich im wesentlichen um seine Filme; Lang selbst verschwindet meist hinter seiner Arbeit. Das dürfte ihm durchaus recht gewesen sein. Denn auch, wenn Lang sich exzellent und öffentlichkeitswirksam zu präsentieren wusste, so war er doch stets der Ansicht, wer etwas über ihn erfahren wolle, müsse sich seine Filme anschauen. Dazu kam Langs notorisches Vergnügen daran, Ereignisse aus seinem Leben mit viel Phantasie auszuschmücken; nicht selten gibt es über ein- und dieselbe Sache sogar mehrere Varianten. Wer etwa wissen möchte, woher Langs Augenverletzung stammt, die zu seinem Monokel führte, kann sich entscheiden, ob er eher einer Kriegsverletzung oder eher einem bei frühen Dreharbeiten geplatzten Scheinwerfer zuneigt. Auch Langs Indienreisen, von denen er oft erzählte, sind durch nichts zu belegen. Legendär auch das Treffen zwischen Lang und Joseph Goebbels in dessen Büro, bei dem er Lang eröffnete, der Führer und er seien der Meinung, Lang sei der Mann, „der uns den nationalsozialistischen Film schenken“ werde, weshalb sie ihn dazu auserkoren hätten, den Posten eines „Reichsfilmintendanten“ anzutreten. Das, soviel war Lang mit Sicherheit klar, war ein Angebot, das er nicht hätte ablehnen können. Lang will sich daraufhin noch am selben Abend ohne Geld (weil die Banken schon geschlossen waren) auf Nimmerwiedersehen nach Paris abgesetzt haben. Das Treffen als solches hat stattgefunden, es ist in Goebbels‘ Tagebuch erwähnt, aber dessen angeblicher Ablauf dürfte weitgehend Langs Phantasie entsprungen sein. Und seit vor einigen Jahren Langs Reisepass aufgetaucht ist, wissen wir, dass zwischen dem Treffen und Langs Abreise immerhin drei Monate gelegen haben. Aber immerhin: Er ging.

Es gibt etliche dieser Anekdoten. Sie gehören zu Lang wie seine Filme. Zwar hangelt auch Grob sich im wesentlichen an Langs Filmen entlang (der inhaltlichen Stringenz wegen bestätigen einige Vor- und Rückgriffe die Regel), legt dabei den Schwerpunkt aber klar auf die Person Fritz Lang und richtet ein besonderes Augenmerk auf Langs frühe Jahre. Die ewige Frage, ob Lang seine erste Frau erschossen hat oder ob es sich um Unfall oder Suizid handelte, wird zwar auch hier nicht geklärt (sie wird mit Sicherheit nie mehr geklärt werden können), aber die Begleitumstände werden von Grob ausführlicher dargestellt als irgendeine andere Biografie dies je geleistet hätte. Ähnliches gilt auch für Langs lebenslange enge Freundschaft mit Theodor Adorno, Peter Lorre, der „Eisnerin“, seine Auseinandersetzungen mit Bert Brecht (den er sehr schätzte, der aber nicht in der Lage war, in filmischen Strukturen zu denken), oder auch seine Unterstützung des Widerstands gegen die Nazis, die ihm offenkundig ein großes Anliegen war. Dabei stellt Grob einiges vom Kopf auf die Füße, und das ist manchmal recht wohltuend. Auch das Hollywood-Bild, das hier gezeichnet wird, scheint mir realistischer zu sein als in manch anderen Biografien. Ein bisschen misstrauischer bin ich, was die Schilderung der diversen — angeblichen — Liebschaften betrifft, die Lang mit so ziemlich jeder Frau gepflegt haben soll, die ihm über den Weg gelaufen ist. Einige dieser Episoden kennt man, mit Sicherheit wird es die eine oder andere weitere gegeben haben, aber weshalb nun ausgerechnet auf erotischem Gebiet Langs Neigung zum Ausschmücken nicht gegolten haben soll …

Ein deutliches Manko dieser Biografie ist das Fehlen einiger wichtiger Personen. Dass eine – gerade im Stummfilm – so wichtige Persönlichkeit wie der Komponist Gottfried Huppertz gerade einmal im Vorbeigehen erwähnt wird, ist keine Kleinigkeit. Huppertz schrieb immerhin die sinfonischen Musiken zu den beiden Nibelungen-Filmen und zu Metropolis, und anders als jeder andere Komponist spielte er seine Musiken am Klavier bereits während des Drehs, so dass sie die Schauspieler unmittelbar beeinflussten – und das sieht man ihrem Spiel an. Auch das Fehlen des Ausstatters Walter Schulze-Mittendorff, der viele Requisiten und wichtige Ausstattungsstücke entwarf – das wichtigste sicher der Maria-Roboter in Metropolis -, ist schade.

Wie auch immer: Wer sich für Fritz Lang interessiert und sich am gelegentlich etwas blumig-illustriertenhaften Ton dieser Biografie nicht stört, möge unbesorgt zugreifen.

 

Norbert Grob:
Fritz Lang
Propyläen, Berlin 2014
ISBN 978-3-549-07423-7

 
 

 
 

2015 28 Mai

ECM 2433

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I even like the track titles. Maybe David Torn found them according to an old formula: first thought, best thought. „i could almost see the room“. „a goddamn specific unbalance“. „at least there was nothing“. Or the title track: „only sky“.  I imagine when all had been played and done (mixed), David listened to it all (the final sequence) under very good headphones – and called it a night. Me oh my, an electric guitar. Tons of history. Cutting through styles, fragments, loops –  leaving it all behind, even the circles (in a silent way). Dream logic rules. Keep the threat imminent. Peace, brother, like a long look up into air. Be aware of silent explosions. Describable, but undescribable. If you don’t think „Kenny Burrell“-style, well, then, you’ll even find grooves, pulses. No great gestures. One „whenever i seem to be far away“-moment. A short passage of „Terje Rypdal Blue“. No congas required. No strings. Only once, an electric oud, it (simply) happens. Eivind Aarset will love it. How this all works, beyond cliche and pastiche, I have no idea. It’s much more than a textural thing. A hard rain’s a gonna fall.

 


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