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2015 8 Mai

Keith Jarrett Desert 17 (zum 70. Geburtstag)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  13 Comments

 

 
 
 

1) Keith Jarrett: The Survivors‘ Suite / 2) Keith Jarrett: Belonging / 3) Keith Jarrett / Jan Garbarek: Luminessence* / 4) Keith Jarrett: The Köln Concert / 5) Keith Jarrett: The Melody At Night With You / 6) Keith Jarrett: Book Of Ways / 7) Keith Jarrett Trio: Standards Vol. 1 / 8) Keith Jarrett Trio: Changes / 9) Keith Jarrett: Creation ** / 10) Keith Jarrett: Staircase / 11) Keith Jarrett: Bregenz / München / 12) Keith Jarrett: Fort Yawuh / 13) Keith Jarrett: The Sun Bear Concerts / 14) Keith Jarrett: Sleeper / 15) Keith Jarrett and Jack DeJohnette: Ruta and Daitya / 16) Keith Jarrett: Death and the Flower / 17) Keith Jarrett: Bremen / Lausanne ***

 
 
* dieses hohe „Ranking“ bei meinen „favourites“ mag einige verwundern, zumal Jarrett hier „nur“ komponiert, und selbst keinen Ton spielt, aber ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Album liebe. Ach, würde Garbarek noch mal mit der Intensität von damals spielen!

** diese hohe Bewertung seiner jüngsten Soloaufnahmen ist gewiss nicht dem Effekt des „Neuen“ geschuldet!

*** kein Wunder angesichts dieser Liste, dass die „Nahaufnahme“ der nächsten Ausgabe der „Klanghorizonte“ sich mit dem „magischen Jahrzehnt des Keith Jarrett“ befasst, den Siebziger Jahren.
 

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13 Comments

  1. Uwe Meilchen:

    Die „Sun Bear Concerts“ waren in den 1980igern, mein Einstieg bei Keith Jarrett – weiss noch, bei „Zweitausendeins“ bestellt….

    Rhino hat gerade in der „Original Album Series“ fuenf seiner fruehen Alben
    zusammengekoppelt: 1.Life Between The Exit Signs (1967), 2.Restoration Ruin (1968), 3.Somewhere Before (1969), 4.The Mourning Of A Star (1971), 5.El Juicio (The Judgement) (1976)
    fuer einen recht guenstigen Preis… waere hilfreich zu wissen ob diese Alben (auch?) wichtig sind…

  2. Michael Engelbrecht:

    Alles relativ. Von denen würde ich nur The Mournng of a Star als bedeutend betrachten.

  3. Uwe Meilchen:

    Danke, gut zu wissen.

    Aus der „SZ“ von heute; nette Anekdote…
    http://www.sueddeutsche.de/kultur/zum-geburtstag-von-keith-jarrett-oh-hoeren-sie-hoeren-sie-1.2468841

    Der Besuch damals in den Wäldern von New Jersey war eine bizarre Erfahrung. Vorab schon das feinmaschige Briefing durch seinen treuen Weggefährten Manfred Eicher. Kommen sie auf gar keinen Fall zu spät! Und reden Sie ihn bloß nicht auf das Köln Concert an! Beides in derart dringlichem Ton vorgetragen, dass klar war: Nur pünktlich und schweigend kann dieser Besuch etwas werden.

    Klangkaskaden und Akkordgewitter

    Die Pünktlichkeit nützte dann aber gar nichts, Jarrett schlug zur angegebenen Uhrzeit mehrfach die Tür seines herrlichen Hauses zu, es sei noch zu früh. Er müsse erst mal essen.

    Das Schweigen über das eine Konzert aus dem Jahr 1975 allerdings, dessen Aufnahme auch noch die meistverkaufte Solo-Platte der Jazzgeschichte ist, das half vielleicht. Jarrett taute nach und nach auf, sprach viel über Bach und sein Standards-Trio, über den Zustand von tranceartiger Klarheit, in dem er sich beim Improkomponieren befinde und die Erschöpfungskrankheit, die ihn jahrelang verstummen ließ.

    Und dann ging er sogar in seinen heiligen Raum, das Zimmer, in dem er Musik hört. „Setzen Sie sich!“ Er legte eine CD von sich ein, und dann brachen Klangkaskaden über uns herein, Akkordgewitter, hoch aufragende Harmonietürme: Samuel Barbers Klavierkonzert, spätromantisch, wuchtig und elegisch, eine Aufnahme aus den Achtzigern.

    Jarrett wühlt sich durch die weit ausschwingenden Melodien und lässt den zweiten Satz dann ganz ruhig beginnen, als plötzlich von hinten seine Stimme ekstatisch durch den Raum ruft: „Oh! Oh!! So beautiful. Listen!“

    „Hm“, sagt Manfred Eicher, der Gründer des Labels ECM, der seit 1972 mit Jarrett zusammenarbeitet, als er kürzlich von diesem bizarren Moment hörte, „da haben Sie Glück gehabt. Viel ungemütlicher ist es, wenn Sie in dem Sessel Platz nehmen müssen und er schaut Sie erwartungsvoll von vorne an, während seine Musik läuft.“

  4. Martin S:

    Bei Jarrett hat man beim Musikhören mehr Freude, als mit diesem Egomanen selbst.

  5. Henning Bolte:

    Reden und Schreiben über Musik ist eben so eine Sache. Heraus dabei kommt viel Blech und Dunst. Und die Platte bleibt ziemlich oft in derselben Rille hängen.

  6. Henning Bolte:

    Das Rheinische Konzert traf zum richtigen Zeitpunkt einen Nerv! Welchen dann im Nachhinein betrachtet? Und grosse Bedeutung hatte das Album vor allem aussermusikalisch. Mit nachhaltigen Folgen (für die Musik(rezeption)).

  7. Michael Engelbrecht:

    18) wäre das wunderbare Solopianoalbum FACING YOU, das erste all seiner Solopianoalben aus den frühen 70ern. Im Downbeat gab es damals eine Doppelbesprechung der beiden Alben von Jarrett und Bley (OPEN, TO LOVE), an die ich mich heute nich erinnere. Fünf Sterne gab es für beide.

    Natürlich gibt es auch Jarrett-Alben, bei denen ich die Flucht ergreife. HYMNS, SPHERES war in meinen Ohren verquastes Georgel aus einer deutschen Kirche, THE CELESTIAL HAWK gruselig-kitschige Neoromantik – und ein gutes Dutzend seiner Standardplatten kann mir gestohlen bleiben. Genug ist genug.

    Zudem waren seinen gitarristischen Jamsessions (vor einiger Zeit aus dem Archiv veröffentlicht, wo sie besser geblieven wären) bekiffer Blödsinn, ein sidestep, der leider nicht zu neuen Ufern führte.

  8. Michael Engelbrecht:

    Ein Soloalbum auf einem uralten Hammerklavier, das wünsche ich mir mal, und zwar Improvisiertes, nichts Notiertes. Im Jazz scheint dieses alte Trumm recht selten vorzukommen, obwohl ich die Aufführungspraxis dieses historischen Instruments eher nicht verfolge.

  9. Michael Engelbrecht:

    Übrigens: weil es ja jüngst öfter über ECM-Cover ging. Das Cover von THE SURVIVORS‘ SUITE mochte ich immer, weil mir, ha, das Haus gefiel. Ich habe keinen blassen Schimmer, ob es da eine sinnstiftende Assoziation zur Musik oder zum Titel gibt. Mir erscheint die Fotografie volkommen autonom, einfach nur ein „eye catcher“. Oder gibt es eine Story hinter diesem Bild?

  10. Sonator:

    Wie sagte schon Michael Engelbrecht:
    „Alles relativ“ …

    Fiktives Horrorszenario:
    „Du darfst nur 3-Jarrett-Opera auf die Einsame Insel mitnehmen !“

    1
    Charles Lloyd Quartet at Monterey, Forest Flower (Sunrise-Sunset)

    Es ist das Stück, bei dem ich 1969 Jarrett zum ersten Mal hörte. Ich war zu Besuch bei einem Freund von Freunden, ein Jazzkenner und -liebhaber, der uns eine 6-stündige Hörreise verpasste. Gegen 23 Uhr – ich war seit 3 Lps schon nicht mehr aufnahmefähig – meinte er: „die müsst ihr unbedingt noch hören“. Nach ein paar rotations des Plattentellers war ich hell wach, elektrisiert: „Zeig mir mal die Plattenhülle, wer spielt denn da Piano?“ Keith Jarrett, nie von dem gehört. Ich habe dann jede Charles-Lloyd-Quartet-Scheibe gekauft, die in einem Plattenladen versteckt war. Ich greife zurück auf eine Rezension, die ich bei amazon geschrieben habe.
    ——-
    Ein Stück aus den Top Ten der Jazzgeschichte

    Forest Flower (Sunrise – Sunset) ist ein ganz großer Jazz-Klassiker, ein Milleniums-Stück, zu dem mir die passenden Superlative gar nicht einfallen, ein Stück an dem ich mich seit Jahrzehnten nicht satt hören kann etc.

    2
    Charles Lloyd Quartet Journey Within, Love No. 3

    Ich möchte eindringlich erinnern an die Geburtsstunde des Solo-Improvisators Jarrett, jedenfalls soweit sie durch Tonträger dokumentiert ist. Es geschah am 27. Januar 1967 im Fillmore Auditorium, San Francisco: „Love No. 3“ ist der Titel des Stücks, erschienen auf dem Album „Journey Within – The Charles Lloyd Quartet“, Atlantic SD 1493.

    „I have been asked to say something about the music in this album. I would like very much to do so; however, if there were words to express it, there would be no need for the music“.
    Das sind Jarretts Worte in den Liner Notes des Albums „Life Between the Exit Signs“, Vortex 2006, aufgenommen am 4. Mai 1967 in den Atlantic Studios in New York City.
    Es stimmt schon, der rätselhafte Zauber, der von Musik ausgehen kann, die emotionalen Bewegungen, die seelischen und physischen Empfindungen, für die ich gar keine Bezeichnungen habe, werden nie von den Worten, welche die Musik zu beschreiben versuchen, evoziert.

    „Love No. 3“ ist DER Geniestreich des Soloimprovisators Jarrett. Dürfte ich von den Solowerken Jarretts nur ein einziges behalten, ich würde diese 5:37 Minuten wählen (nicht das „Köln Concert“), diese fast 6 Minuten aberwitzigen Klavierspiels, das weit über die konventionelle Klangwelt des Pianos hinausgeht beim Stampfen auf die Pedale, Zupfen und Reiben der Klaviersaiten. Es ist ein selbstverständlich fließender Strom – ja, so und nicht anders muss es sein. Es ist ein Flow voller überraschender und abrupter Wechsel zwischen geradezu folklorehaften Melodien, „unschuldiger“ Dreiklangs-Harmonik, Geräuschkaskaden und wildesten Free-Jazz-Eskapaden, ein Fluß, der so unglaublich glaubhaft ist, weil er absolut folgerichtig und strukturiert ist. Eine melodisch-rhythmische Figur durchzieht wie ein roter Faden das ganze Stück, erscheint in immer neuen Varianten.
    „Love No. 3“ ist ein energiegeladenes Wunderwerk von überbordendem Einfallsreichtum, eine Geburtsstunde, an die ich am Geburtstag des Meisters erinnern möchte.

    (vorgesehen als Rezension zu „Creation“ bei Amazon)

    3
    Keith Jarrett solo, Kronach 17. Januar 1975

    Es ist das erste Konzert der 1975-er Tournee, gespielt exakt 1 Woche vor dem Kölner Concert.

  11. Sonator:

    Ein Soloalbum auf einem uralten Hammerklavier, das wünsche ich mir mal, und zwar Improvisiertes

    Gibt es nicht schon so etwas ähnliches? „Book of Ways“, Improvisationen auf einem urälteren Clavichord. Ich kenne die Produktion nicht. Gestern stellte Karl Lippegaus auf NDR info in der Sendung

    „Always Let Me Go“: Zum 70. Geburtstag von Keith Jarrett

    ein Stück aus diesem Zyklus vor. Das war hoch interessant

  12. Michael Engelbrecht:

    Book of Ways gehört zu meinen liebsten Platten. Aber Hammerklavier ist noch mal was anderes:)

  13. Michael Engelbrecht:

    Michael Fordham (The Guardian) über SLEEPER:

    This enthralling double album is a previously unreleased concert set from Tokyo in 1979 and features Keith Jarrett’s „European quartet“ of Jan Garbarek on saxes and flute, fellow Norwegian Jon Christensen on drums and Swedish bassist Palle Danielsson. The band made their last studio album, Belonging, on the same trip – this one covers many of the same vivid Jarrett originals, and is the better set. But you don’t need to know that history to hear the band’s exuberance over Jarrett’s teasing yet hard-rocking vamps, Garbarek’s brusque power and the rhythm section’s energy and freedom. Personal Mountains is a 20-minute tour de force of shifting harmonies and chord-punching Latin grooving. Innocence drifts in freefall until it becomes a softly swaying love song. So Tender has the shape of a standard ballad (audibly not to Garbarek’s liking) but then loosens. Oasis sounds like an Ornette Coleman lament, and New Dance is probably as close as any of these performers came to playing a mainstream jazz-calypso like Sonny Rollins‘ famous version of Don’t Stop the Carnival. There’s lots of free-improv, too, but the range of this remarkable group played a big part in its enduring influence on contemporary jazz.


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