Manafonistas

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2015 11 Feb

Aus dritter Hand

von: Ulrich Kriest Filed under: Blog | TB | Comments off

Dass man beim Lesen von „Inherent Vice“ dachte, dass dies wohl der erste Roman von Pynchon sei, den man vielleicht, abgesehen von sicherlich notwendigen Kürzungen, verfilmen könne, ohne dabei das Gesicht zu verlieren, hatte, sofern im richtigen Alter, dafür ein paar gute Gründe. Die Geschichte um den ständig bekifften und bekoksten Hippie-Privatdetektiv Larry »Doc« Sportello erinnerte schon sehr an einige Meisterstücke des „New Hollywood“ wie Altmans „The Long Goodbye“, Penns „Night Moves“, Pakulas „The Parallax View“ oder Polanskis „Chinatown“. Pynchon erzählte von Tycoons, die in Kliniken verschwinden, von einer Zahnarzt-Organisation, die Drogenhandel und Entzugskliniken in einer Hand hat, von Rockern der Arischen Bruderschaft, von Juden, die lieber Nazis wären, von einem Schiff mit roten Segeln, das Drogenzentrale oder Geisterschiff sein kann – und alles kam einem so bekannt vor, als hätte man es gerade erst im Kino gesehen. Paul Thomas Anderson, der jetzt „Inherent Vice“ kongenial verfilmt hat, ist Jahrgang 1970. Ihm ist das Jahr 1970 eine Fiktion, ein Spiel. Er schickt die Botschaft – die Gegenkultur spielt Chandler – zurück an den Absender und vergleicht seinen Film mit einer vergilbten Postkarte an der Wand. Das Timing stimmt jedenfalls: Robert Altman wäre am 20. Februar 90 Jahre alt geworden. „The Long Goodbye“ ist problemlos zu bekommen. Ein Double-Feature sei hiermit empfohlen, die Reihenfolge ist dabei ziemlich egal.

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