Manafonistas

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Archives: August 2014

2014 27 Aug

Before the Dawn

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Der „Guardian“ hat hier eine Sammlung von Pressekritiken über die gestrige Show Before The Dawn von Kate Bush im Londoner Hammersmith Apollo online gestellt.

Da dem US-Musikmagazin „Billboard“ (an letzter Stelle im Roundup) keine andere Frage mehr einfällt als „What does it all mean?“, muss der Auftritt wohl verdammt gut gewesen sein.

 

 
 
 

Fuck! Fuck! Fuck! Ich habe heute Nacht einen speziellen Alptraum erlebt (im realen Leben), der sich vorrangig in meinem Toyota, an zwei Autobahnraststätten, und einem Seitenstreifen abgespielt hat. Es ging gut aus (relativ), allein ich bin jetzt hundemüde, aber noch etwas aufgekratzt, drum hier eine kleine Notiz.

Bevor ich nämlich selber meinen ganz eigenen Wahnsinn in einer deutschen Regennacht erleben durfte (zwischendurch landete ich fernab meiner Absicht nahe Montabaur, oder wie dieses Kaff heisst – die Geschichte wird ein andermal erzählt), sah ich mir zur Mittagszeit die frisch aus England eingetroffene BluRay „Locke“ an. Auch zu dem Film möchte ich mich, ohne die Story auszuwalzen (die Schwäche vieler Filmkritiker!), noch ausführlich äussern.

Dieser „Psychothriller“ („Drama“ wäre wohl die korrektere Bezeichnung) ist, gelinde gesagt, beeindruckend. Die Leistung des Hauptdarstellers (es gibt nur einen im Bild auftauchenden Schauspieler, und der sitzt die ganze Zeit über, wie ich heute Nacht, im Auto), das Drehbuch, die Regie, der Schnitt, die Musik: all das trägt zu einem Meisterstück der jüngeren Kinogeschichte bei. Wenn Sie noch nichts gelesen haben über den Film, dann belassen Sie es dabei, meiden Sie Trailer, Kurzkritiken und Professoren für Filmgeschichte, besorgen Sie sich einfach den Film und lassen ihn auf sich wirken, ohne zu wissen, was auf Sie zukommt!

Zurück zur heutigen Nacht: ich bin knapp an einer Prügelei vorbei geschrammt, wo ich sicher den Kürzeren gezogen hätte, und habe einem anderen Zeitgenossen dabei geholfen, innerhalb von fünf Minuten eine Persönlichkeitsentwicklung zu durchlaufen von „grosse Fresse“ bis „klein mit Hut“. Wenn man mein „road movie“ gefilmt hätte, nun, das beste daran wahrscheinlich der Soundtrack gewesen. Vier Stunden am Stück lief die CD „Distance“ von Dan Michaelson and the Coastguards, und Dan war mein bester Kumpel in dieser Nacht. Deswegen nenne ich die Geschichte auch „Meine Nacht mit Dan“. Und das alles, nach einer Stunde „Jazz Live“ im Deutschlandfunk, die zu moderieren mir so grosse Freude bereitet hat!

Rupert Murdoch must be feeling nostalgic: Reporters in The Times UK’s newsroom are working under a constant soundtrack of (artificial) typewriter clatter. It’s an experiment to „increase energy levels,“ and for a generation of reporters who grew up on word processors, it’s probably torture.

Yes, as The Independent tells us, Times journalists walked into the newsroom today to find loudspeakers on podiums broadcasting the long-forgotten sound of newsprint being hammered out on mechanical typewriters. Lucia Adams, deputy head of digital for The Times, told The Independent that it’s „a playful idea.“

Playful, right up until it turns into an ever-gnawing crescendo of pressure to produce: The Woodward and Bernstein soundtrack starts out with one quiet typewriter, then grows in number and volume as writers‘ print deadline approaches. Nothing like the cacophony of ten thousand virtual typewriters hammering at your ears to encourage you to wrap up a complex story. Or have a mental breakdown at your desk.

Understandably, Times writers—the youngest of whom have probably never used a typewriter in their professional lives—aren’t quite enthralled with the idea. I have a sneaking suspicion the Times newsroom will soon be filled with another sound: Reporters banging their heads against their desks.

(Written by Robert Sorokanich)

 

„Rayuela (Himmel und Hölle)“ sowie „Die Autonauten auf der Kosmobahn“ sind Bücher, die mein Leben beeinflusst haben. Ich habe alle seine Erzählungen verschlungen, keine Story mit Cronopien und Famen verpasst, und die Essaybände mit grösster Lust gelesen. Julio Cortazar war ein grosser Jazzfreund, und in seinem Eremiten-Paris hätte ich gerne gelebt, und ihm ab und zu eine neue Platte von Sonny Rollins vorbeigebracht. Mit einer Geliebten bekam ich einst  Riesenärger, als ich ihr von den „Autonauten auf der Kosmobahn“ vorschwärmte: wie können Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden, ihre letzte Reise auf einer Autobahn verbringen, in schmuddeligen Rastplätzen, und „shitty places“, sagte sie und schüttelte de Kopf. Weil sie grosse Geister sind, und Humor haben, entgegnete ich ihr. K. und ich waren bald Geschichte („der Sex war gut, sweetheart, aber du warst eine Nervensäge!“). Suhrkamp hat den Klassiker in diesem Jahr immer wieder neu aufgelegt. Und wenn Sie sich, liebe Leser, einmal an „Rayuela“ ranmachen,, dann besorgen Sie sich grosse Mengen von Mate-Tee, und gehen einfach mal das Risiko ein, dass Ihr Lebensabschnittsgefährte sich von Ihnen trennen wird. Denn Sie werden für eine ungewisse Weile verschwinden im Pariser „Schlangenclub“, mitten in einem Haufen verrückter, schrulliger und unendlich liebenswerter Menschen. Ein paar scharfe Bräute sind auch dabei, die Celine und Julie aus dem alten Rivette-Film in nichts nachstehen, und, ja, ich zahle jetzt freiwillig, 10 Euro in die Macho-Kasse der Cronopien.

 

von Michael Engelbrecht

2014 25 Aug

A long, long time ago …

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Who would ever come up with such an idea to team up the Gary Burton Quintet of 1975 with trombonist Albert Mangelsdorff? The Gary Burton Quintet (the master himself (vib), Mick Goodrick (g), Pat Metheny (12-string g), Steve Swallow (b) und Bob Moses (dr) had just recorded a relatively smooth album with Carla Bley compositions (Dreams So Real, ECM 1042), Mangelsdorff’s latest recording had been The Wide Point (1974, MPS 15396, with Palle Danielsson and Elvin Jones) – his Birds Of Underground had just been two years ago, and The Wide Point still showed many traces to this very free album. In short, Burton and Mangelsdorff in 1975 represented two very different worlds of sound.

NDR jazz head Michael Naura was the one who could come up with such an idea. And he had the opportunity to let it happen. The concert took place as the 114th NDR Jazzworkshop on December 9, 1975, in the legendary Studio 10 at the Oberstraße. I had a seat in the first row then. Now – thanks to M.E.! – I was just able to listen to the complete recording again.

As far as it’s possible to find out today, none of the quintet musicians had ever played with Mangelsdorff. In fact, Mangelsdorff is mentioned only once in Burton’s biography. So this thing was not without risk, it could have gone badly wrong.

But Naura always had a nose for things that might work. And he was right again. In the first half of the concert, only the Gary Burton Quintet played; one composition by Michael Gibbs (in 1974, Burton had recorded a whole album with compositions by him, Seven Songs For Quartet And Chamber Orchestra with members of the NDR Symphony Orchestra) and some stuff from Dreams So Real. Then, in the second half, Albert Mangelsdorff joined for compositions by Steve Swallow, Eberhard Weber, Carla Bley, again Michael Gibbs and – of course – Albert Mangelsdorff. It was adventurous to hear (and see) the communication between the musicians grow. The percussive-metallic sounding band on the one hand and the unmistakable sound of Mangelsdorff’s trombone approached each other, checked out each other, played with each other and finally found each other.

This concert took place nearly 40 years ago, and as far as I can see, Mangelsdorff and Burton never met again on stage or in a studio. So this recording is a unique document, and it stood the test of time. The tapes are still in good condition, and part two of the concert is just enough to fill a CD, so this would be a good opportunity to release it – anybody out there willing to do that?

For me this night in December 1975 was a sort of epiphany in jazz. Another one had been Terje Rypdal and his band at the Fabrik in Hamburg in summer of the same year; also an event the NDR was involved in. 1975 must have been a good year, at least musically, when the NDR was the #1 address in jazz in Northern Germany …

Als Manfred Eicher vom Münchener Jazzlabel ECM im vergangenen September die „JazzFacts“ im Deutschlandfunk verfolgte, wurde er hellhörig: In einem Rückblick auf das Punktfestival in Kristiansand gab es eine kurze Sequenz aus dem Duokonzert des armenischen Pianisten Tigran Hamasyan und des norwegischen Sample-Spezialisten Jan Bang. Rasch entschloss sich der Produzent, die hier freigelegten Qualitäten in ein neues Projekt münden zu lassen. Eine Inspirationsquelle war dieses Album mit dem Titel „Hayren“:

 
 
 

 
 
 

Mittlerweile ist die Aufnahme in einem Studio in Lugano, zu der sich noch der Trompeter Arve Henriksen und der Gitarrist Eivind Aarset gesellten abgeschlossen. Was hatte Eicher so begeistert, als er das Duo hörte? Fraglos die Art, wie der armenische Pianist, neben Folkmelodien seiner armenischen Heimat, auch Inspirationen früherer ECM Platten aus den siebziger Jahren in sein Klavierspiel integrierte. Anklänge an Chick Corea und Keith Jarrett wurden von Jan Bang elektronisch verfremdet und wie verwandelte Deja-vus in raumgreifende Improvisationen eingebunden.

 

Ich war bei einem Teil der Produktion und der Abmischung dabei. Das Werk, das vermutlich als Doppelalbum wohl im Frühjahr oder Herbst 2015 erscheinen wird, wird ohne Zweifel für Furore sorgen und stellt eine Meilenstein in der Entwicklung des Pianisten Tigran Hamasyan da. Hier ein Foto vom vorletzten Abend in Lugano, als ich die Gruppe (nur Jan Bang war verhindert), Manfred Eicher und den famosen Toningenieur aus dem Studio Grosso zu einem Eis einlud in der Lieblingseisdiele des Münchner Produzenten. Es regnete in Strömen, Manfred erzählte viele alte Geschichten, und ich habe ihn selten so viel lachen sehe wie an diesem Abend. Ich habe dem Album für mich einen ganz schlichten Arbeitstitel gegeben, „Lugano Music Dreams“, und wünsche mir ein ECM-untypisches Cover, in dem ein paar Farben explodieren. 

 
 
 

 

Es ist der Trick von Lambchop, Existenzielles beiläufig zu beleuchten. Und selbst wenn Kurt Wagner  in einem Stück eine Gartenmauer besingt, als wäre es ein Kinderlied, besteht der Clou darin, hinter dieser Mauer zu verschwinden. Manchmal für immer. Jeder Anflug von Erinnerungsseligkeit wird bei den Kompositionen dieser Band  ausgehobelt durch eine kreative Variante von Nostalgie, wenn nämlich aus der Vergangenheit mit einem Mal (wiederum ohne Aufruhr, aber auch ohne Ornamente) Dinge auftauchen, die einem schlicht unbekannt sind. Und völlig vertraut. Legen Sie sich am besten einfach mal das Album  „Is A Woman“ zu! 

2014 25 Aug

Designer inspired

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Wenn in den letzten Jahren in Bloomfield (Pittsburghs „Little Italy“) das jährliche Straßenfest stattfand, dann war dort auch immer dieser Stand:

 

sunglasses

 

Dieses Jahr war er nicht mehr da. Sollte da etwa jemand etwas gemerkt haben?

„Lockdown, the system has failed No concern for impending repercussion Crippled government unstable to sway Leaders devided, unwilling to devise Plans of intent to save a nation in decline Motion to direct“ Massacre, „Darkness Fell“ auf BACK FROM BEYOND FRIEDEN SCHAFFEN MIT WAFFEN? Ist das der Paradigmenwechsel, von dem Sigmar Gabriel sprach? Es sei seine schwierigste Entscheidung in seinem politischen Leben gewesen. “ I don’t wanna fight in a holy war Don’t want the salesman knockin‘ at my door. Why is the night so still Why did I take the pill Because I don’t wanna see it at my windowsill.“ Arcade Fire, „Windowsill“ auf NEON BIBLE Das Halleluja bleibt einem da im Halse stecken.

 
 
 

Seit 13 Jahren wurde kein Album von Aphex Twin (Richard D. James) veröffentlicht.
Klar, dass die Erwartungen für dieses Release besonders hoch sind. Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr erwartet überhaupt noch einmal ein neues Album von Aphex Twin in Händen halten zu können. Durch die Jahre wurde immer wieder die Hoffnung auf etwas Neues verbreitet. So hätte er z.B. vor 3 Jahren schon Material für 11(!) ;-) Alben fertig gestellt, andererseits las ich von irgend einer Exfrau, die bestimmte Forderungen stellte (vielleicht wollte Richard deshalb in all den Jahren möglichst wenig verdienen?).

 
 
 

 
 
 

Fakt ist, dass es für Aphex Twin natürlich auch nicht besonders leicht ist seine letzten beiden regulären Alben zu toppen. Das Doppelalbum Drukqs (2001) zeigt sein bisher höchstes Level an Virtuosität und musikalischer Imagination im Umgang mit Computersoftware und Hardware. Sehr interessant und höchst unkonventionell fand ich auch immer schon die „Interludes“ auf dem präparierten Klavier gespielt (ich nehme an er hat ein Disc-Klavier verwendet), die schon fast in klassisch moderner Manier daherkommen (Gamelan, John Cage). Auch in dem 1996 erschienenen „Richard D. James Album“ verwendete er neben seiner Stimme und Computersoftware auch akustische Instrumente: Violine und Violoncello, die er erst kurz vorher begonnen hat sich selbst beizubringen (meist wurden sie für die jeweiligen Songs gesampled).

Verschiedene Remixe, die in den letzten Jahren heraus kamen, haben mich nie interessiert, auch nicht seine Dj-Ambitionen auf verschiedenen Festivals der letzten Jahre. Eine Sache allerdings könnte Aphex Twin hoffentlich selbst beeinflußt haben: das Konzert im Rahmen des Sacrum Profanum Festivals 2011 in Polen in dem er das Konzept des „Remote Orchestra“ vorgestellt hatte. Historisch natürlich auch nicht wirklich neu, aber vielleicht dennoch eine Inspirationsquelle …

Am 19.9. (Release Date) wissen wir mehr.

M
 
 

Aphex Twin’s remote orchestra (full lengh edit)
 


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