Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 10 Aug

Inneres Afrika

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Jonas hatte seinen Weg gefunden, kritisches Bewußtsein zu umschiffen, wenn er Musik hörte – und somit den Direktiven des rigiden Überichs zu entkommen. Er machte jeder Form von Gelangweiltsein, von Überdruss und Infoflut von vornherein den Garaus, indem er sich mittels bestimmter Techniken in einen Zustand versetzte, der ihn Musik körperlich antizipieren liess. Was scherten ihn denn Theorie und voreingenomme Wertvorstellungen, Bewertungsschemata, wenn er dort unten angekommen war, in medias res: inmitten des Korallenriffs, wo Rhythmen, Schwingungen und Energien ihn vibrieren liessen? Der Funke sprang über – und es war gut. Mit klassischer Musik gelang das weniger, denn Emotionen, Seelenlagen, Dramen präsentieren – darum ging es nicht. Es war vielmehr dies Schweben und Durchzittert werden, im Mittendrin. I Sing The Body Electric. Im Jazz, da konnte man es finden, und zwar in jeder Form. Schon damals, als er Rudolf Steiner las und wissen wollte, was Anthroposophie denn sei, da kam der Einwand prompt: zuwenig Afrika, zuwenig Erde hier. Buchstabentanz Nein Danke! Was ist die beste Reinkarnation denn wert, wenn man nicht afrikanisiert ist? Ein hohler Zauber nur voll leerer Geistesblitze.

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Ich weiss noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich zum ersten Mal die Schallplatte I SING THE BODY ELECTRIC auflegte, die ein Hybrid war – eine Seite Studioaufnahmen, eine Seite Live-Konzert. Was mich unheimlich packte, war das erste Stück der ersten Seite, The Moors hiess es, glaube ich, und in dieser mit Feldaufnahmen und Stimmen (?) gespickten Komposition (nichts Idyllisches) trumpfte die Akustikgitarre von Ralph Towner auf, die man selten in so wildem Umfeld vernahm. Grosses Album von Weather Report, deep Africa, lange vor dem nubischen Sonnentanz, und dem Öffnen des Black Market.

  2. Henning Bolte:

    Das Afrika liegt in Wien. Das Leben bescherte mir zwei Begegnungen mit Josef. Beim zweiten Mal ein schönes Gespräch über Josefs Soloalbum DIALECTS. Auf DIALECTS gibt’s ein paradigmatisches Stück: 6 A.M. / Walking On The Nile. Als ich zu Josef sagte, dass er eine bestimmte Stimmung da vor Ort wunderbar getroffen habe, erwiderte er: „Bin noch nie in Kairo gewesen, aber meine erste Komposition war Mekka„, wobei er das stark arabisch aussprach /Maqqa/. Nun, dachte ich, interessant, aber ob’s wahr ist? Ja, es war, es ist wahr! Es gibt eine Plattenaufnahme von 1955 mit einer Wiener Combo mit der Urfassung.


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