Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juni 2014

 

 
 
 

Diese drei Stunden der neugestalteten „Radionacht Klanghorizonte“ waren ein spezielles Erlebnis für mich. Es galt ja, hochaufmerksam zu sein, bestimmte Elemente wie „Sternzeit“ und „Kalenderblatt“ im Auge zu behalten, auf den Punkt hin bestimmte Regler zu bedienen, bei Störfällen Ruhe zu bewahren, und dann auch noch die ganze Zeit über am Mikrofon präsent zu sein, heisst, mit Leib und Seele anwesend. Letzteres war kein Problem, da ich nur Musik spiele, die ich sehr, sehr spannend finde. Die schönste Arbeit im Vorfeld, ist wie immer das „Sequencing“, die Auswahl der Stücke und ihre Platzierung in einer schlüssigen Abfolge. Und das kann ich gut :) – hilfreich dabei ist natürlich, dass ich aus der bedrohten Art der „Albenhörer“ stamme, mir daheim niemals eine bestimmte Reihenfolge von Tracks für den Hörgenuss zusammenbasteln würde, es sei denn, als „Mix-Tape“ für Freunde. Ich höre ein Album als CD oder Schallplatte am liebsten von vorne bis hinten, und da erhält man eine jahrelange „Schulung“, was „Trackabfolge“ angeht. Wer sich zum Beispiel die neue Platte von Eno und Hyde besorgt, „High Life“ (die zwei Stücke in der Radionacht hatten je einen kurzen „dropout“, blame it on the machines!), wird leicht erkennen, dass das „sequencing“ der sechs Kompositionen nahezu zwangsläufig ist, absolut stimmig. Der Produzent Manfred Eicher ist auch ein Meister in diesem Metier – jedes Freilegen einer „storyline“ erhöht die Qualität. Nun können Sie hier, in einigen Tagen, alle drei Stunden hören (incl. der Panne mit „Buchanan Street“, die ich schneller hätte regulieren können, aber aufgrund fehlender Automatismen im neuen Studio erst mal mit einem gefährlich falschen Regler verlängerte), also „Neuland“, „Zeitreise“, und „Nahaufnahme“. Der flüchtige erste Eindruck könnte bei einigen Hörern einen Slogan aus den 80ern wachrufen: „Gefühl und Härte!“ – der nicht so flüchtige, zweite Eindruck könnte den ersten bestätigen.

2014 25 Jun

Die Suche nach dem 10. Manafonista

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ist relativ einfach. Sie kommen zu uns. Wir geben keine Anzeigen auf. Wir sind kein Musikmagazin, wir schreiben nur, was uns bewegt, und das geht weit über Musik hinaus. Wir kennen einander entweder gut, oder ein wenig, oder so gut wie gar nicht. Trotzdem entstehen Bande. Oder Banden, dreckige Dutzend ist das Ziel. Am Ende werden wir 12 sein. Keiner mehr. Alles Heilige. Eine Gruppe von Autoren. Keine Nachrichten-Bewegte. Alle Freiheitsgrade im Schreiben. Aber die Dinge und Klänge und Buchstaben und Reisen und Stories bleiben persönlich, auch im öffentlichen Raum. Wir vermelden keine Preise, und machen keine Nachrufe, es sei denn, es ist einem ganz wichtig. Dann erzählen er oder sie eine Geschichte. Schicksale, oder Zufälle, die sich kreuzen. So oder so entstehen Muster. Die Zehnte, der Zehnte sollte einfach nur gut schreiben können, und sich in diesem Blog aufgehoben fühlen. Wenn die Echos stimmen, kann man alles mögliche in den Wald rufen. Keine Angst vor wilden Tieren. Etwas Besseres als den Tod finden wir überall. Alles nur eine Frage der Zeit.

 
 
 

 

2014 25 Jun

Shadows make heavy noises

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„Largs“ is a frantic jazz polka, all oompah, boom and bash, relaying the madness of a seaside town turned upside down by hords of city escapees on their annual holiday spree. So writes Graeme Thomson in the August issue of Uncut. „From Scotland With Love“ is the title of the forthcoming album of King Creosote. (Release date: July 17th, Gregory will be happy to read this, cause he’s the biggest fan of the Scotish King in South Germany). And though this track has an up-tempo feel and its turbulent passages, it parallels another song from the past, Robert Wyatt’s „The Sight of the Wind“ (on „Dondestan“) with its portrait of a desolate Spanish seaside village turned upside down by hordes of city escapees. But on Robert’s album, the holiday season is over, it’s siesta time, the city has fallen asleep at high noon, and the shadows make heavy noises in dreams that will soon be forgotten.

2014 24 Jun

Here He Comes

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Ein Pionier der Americana-Musik und der „Alternative Country“-Szene, ein Meister des Schlüpfens in diverse Häute, der im Western Saloon schon mal wie Randy Newman am Klavier aufspielt, in stillen Momenten mit Leonard Cohen im Duo brillieren dürfte, dessen elektrisches Gitarrenspiel vor allem eines anrichtet, nämlich elektrisiert, der in 25 Stilen dingfest zu machen und Reissaus zu nehmen gewohnt ist, dessen alte Heimat Tucson er, auch schon wieder lange her, mit Aarhus, Arizona, eingetauscht hat, ohne die Wurzeln zu verlieren, ohne den Liedern falschen Halt zu geben, die weiterhin im Dunkeln sinnieren, im Hellen nie Zuflucht finden, und Witz, Schärfe und Sentimentalität zu einem Cocktail mit langem Atem mixen, ist also gestern zu später Stunde im Aachener Musikbunker aufgetreten, und Manafonistas und andere Zeitreisende können ihn in ihrer Nähe, in umgebauten Kirchen, historischen Kellergewölben und einschlägigen Orten des Undergrounds ausfindig machen, ein Drifter aus den Neunziger Jahren, Virtuose des Desert Rock, mastermind von Giant Sand, Entertainer ohne grosse Lippe, Ladies and Gentlemen, Howe Gelb comes to town! Im Juni noch zu erleben in Halle, Dresden, Frankfurt und Eindhoven. Danach muss man nicht wirklich mehr nach Arizona. Richtig gute Band, übrigens, it never rains in Southern Denmark!

 
 
 

 

2014 24 Jun

Subradargefilde

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Tromsø (gesprochen Trumsö) ziemlich nördlich in Norwegen an der Nordsee gelegen, hat einen plattenladen, SUBRADAR, für spezielle, abseitige, geniale , verrückte und was es sonst noch so an Musik gibt, die viele gar keine Musik finden.
 
 
 
subradar-logo-black_5
 
 
 
Daraus ist eine plattform geworden, die von musikern selbst betrieben wird und wo man nicht nur diese art von musik finden kann, sondern vor allem in verschiedenen träger- formaten von höherer Qualität. Also ein bisschen so etwas wie eine erweiterung von Bugge Wesseltofts Gube Music in die subradarische gefilde. Die site https://www.subradar.no bietet

„High quality downloads, articles, interviews and videos.
 Subradar is an artist friendly website dedicated to free-jazz, noise, improvised and contemporary music. Subradar has been developed in close collaboration with musicians and record labels and is a non-profit organization run by artists.“
 
 
 
subradar-logo-black_5
 
 
 
Man kann stöbern, lesen, hören kaufen, wenn man will/kann. Darauf aufmerksam machte mich der norwegische saxophonist Klaus Holm aus Trondheim. Er gehört zu den organisatoren dieser gut ausgestatteten und gestalteten subradarstation.

 

a u d i o

 

Frühsommer, Moers am Niederrhein …
 
 
 


 
 
Vom schönen Lärmen seitens Arto Lindsay und Paal Nilssen-Love beim diesjährigen Moersfestival war ja schon die Rede. Der Gegenpol waren die wunderbaren Teile Regenmusik von Robyn Schulkowsky und Joey Baron.

Arto Lindsay hab ich zum ersten Mal beim Mann im Fahrstuhl von Heiner Goebbels gehört. Ist auch schon wieder 25 Jahre her. Don Cherry spielte, Fred Frith und und.

Fred Frith war auch in Moers wieder mit von der Partie. Mit einer jungverjüngten Gravity Band.
 
 
 

 
 
 
Paal Nilssen-Love ist die Unstetigkeit in Person und bewegt sich auf dem (vorläufigen) Höhepunkt seines Könnens.
 
 
 


 
 

Die diesjährigen Sessions waren im rein klimatisch-physischen Sinne absolut heiss.
 
 
 


 
 

Helge Schneiders scharf genäselte haushaltlichen Mitteilungen waren eine Wonne des Ineffektiven, die Kontraste im Programm durchgängig wunderbar, die neue Halle wurde auch bei den zufällig herrschenden subtropischen Begleiterscheinungen angenommen, der Ufo von Marshall Allen konnte landen, finnische Rapper, Salvador-de-Bahia-Jazzer, isrealische Rillenzieher und heitere norwegische Klanggleiter konnten Staub aufwirbeln.
 
 
 


 
 

Was es sonst noch gab (eine Menge Gutes) und wie’s war, ist HIER nachzulesen. Musik ist und bleibt in erster Linie ein Live-Geschehen. Wer bei live an die Platte denkt, der/die … und wer bei Platte an live denkt, der/die …
 
 
 


 
 

Ach ja, Marc Ribot brachte verknitterte Protestsongs. Sein Gitarrenlehrer, Franz Casseus, ein Freund der Familie, hatte übrigens einen haitianischen Hintergrund (keinen kubanischen). Ribot ging jungspundisch u.a. durch die Schule von Chuck Berry (was man ja gut hören kann). Ja, und Stefan Hentz deutet im Zusammenhang mit Sun Ra – rückschauend auf das 1979er Moers-Konzert des intergalaktischen Meisters – sehr treffend das afro-amerikanische Bedeutungsverwirrspiel um die tief in afrikanischen Kulturen verwurzelte Königsfigur und deren Ikonographie an.

Marshall Allen war wohl der älteste teilnehmende Musiker des Geschehens,
 
 
 


 
 

Marte Eberson wohl die jüngste.
 
 
 


 
Photos © FoBo_HenningBolte
 
 
Bild 2: Kaethe Hostetter, Marië Abe. Bild 4: Wilbert de Joode, Fred Frith, Jordan Glenn. Bild 5: Sjur Miljeteig. Bild 6: Steven Bernstein

 

 

 

Bevor nun der Reiter erneut sein schwarzes Roß sattelt und teufelsgleich einen altersgemäß kontrolliert ekstatischen Ritt in die Sommerlandschaft unternimmt – für den der geeignete, ihn begleitende Soundtrack vielleicht die Christopher-Cross-Songs Ride like the wind und Sailing wären oder das von Sting in Wildwestmanier gecoverte Hung my Head, das ja vom Leichtsinn singt, weil einer Rast macht und die Rifle ausprobiert, als Ziel seines Spiels aber fatalerweise eine Lebendattrappe wählt und somit fortan als Gehängter (el colgado) gilt – nimmt er die Gelegenheit wahr, falls er dann irgendwo auch am Galgen baumeln sollte oder an einem Schild für Vorfahrt, die er nicht gewähren wollte, seiner Nachwelt obenstehend ein seit längerem gewähltes Lieblingszitat quasi als Erbschaft zu übermitteln. Es entstammt dem Buch Logik der Sorge des Philosophen Bernhard Stiegler, der während seiner Inhaftierung aufgrund eines bewaffneten Banküberfalls in seiner Zelle zur Philosophie fand und inzwischen zu den bedeutenden zeitgenössischen Denkern Frankreichs zählt. Sein Buch mahnt den Verlust der Aufklärung durch Technik und digitale Medien an, einhergehend mit dem globalen Schwinden der Aufmerksamkeit und einer Infantilisierung der Gesellschaft, die beispielsweise Erziehungsberechtigte davon entbindet, Verantwortung und Vorbildfunktion zu übernehmen. Der vom Autor verwendete Begriff Retention fällt ins Auge: die Fähigkeit, in den gegenwärtigen Moment auch das (unmittelbar) Vorangegangene zu integrieren. Ein weiterer markanter Begriff: die Psychopharmaka – sie bezeichnen unter anderem fertige Kulturleistungen, die gar nicht mehr in ihrer geschichtlichen Entwicklung beziehungsweise Komplexität nachvollzogen, vielmehr ohne Respekt gegenüber Künstlern, Wissenschaftlern und Produzenten (per Mausklick) konsumiert werden. Was mich beeindruckt am Denken Stieglers, das sich zunächst schwer erschließt (die Franzosen, die spinnen, denkt man sich), sind seine Schärfe und Triftigkeit, die ja laut allgemeinem gesellschaftlichen Konsens in der Philosophie besser aufgehoben sind als in der Räuberei.

The smile, well, I was there, in Eno’s studio, at the early sessions of this project. This doesn’t influence my subtle degree of enthusiasm, believe me! There is no stiff agenda in the ongoing collaboration between Brian Eno and Karl Hyde. The only routine may be to break the rules of decent, nostalgia-driven recyclings. Finding deep pleasure in free improvisations with the help of some inventive spirits as well as pre-recorded programming & samples. At their hands collective ideas materialize into promising shapes.

But, well, patience is the mother of thrill-seeking! There might have been false beginnings, wrong endings, the whole baggage of losing something, missing something, and getting lost in the „free improv“-approach. You just have to be ready not to miss the rare tickets for the unholy grail, and then you’ll fire on all cylinders, – a piece of crap turns into a shining tune, every wrong footstep can land on fruitful ground.

Nothing comes out of nowhere, because there is no nowhere in the vast spaces of the unconscious. Every „nowhere“ in the creative process is a buried treasure, a stand-by modus of the dreaming mind. Of course these guys have their tastes and preferences and desert island grooves spinning around: they love the call-and-response patterns of Fela Kuti, the merciless repetitions and „forward momentum“ of Steve Reich’s classic works, or the funky expressionism of the Talking Heads in their salad days.

At the same time nothing is more boring than play homage with undoubtably good taste, decent tunes, perfect timing and a self-conscious „those were the days“-state of mind. What you get on „High Life“ is a fabulous collection of six oblique, diverse and coherent tracks, producing simultaneously disorientation and deja vu. Strange lyrics are part of the game, too: „The door between us is Lilac / and made of something like light / but not“ („Lilac“). The listener who is ready to enjoy this music at his or her own risk will be lost in distant echoes resembling certain stylistic spheres that receive a continuous deconstruction of the extraordinary kind.

How can a record that contains hard-strumming guitar parts, liquid half-buried-in-the-mix-vocals, gospel-tinged pseudo-disco-vibes, catchy slow motion melodies on the verge of „last breath-syndrome“, short prog-rock shots (from a deserted area of the court of the Crimson King), be such a rewarding and deep listening experience (rather than being a quite nice visit to a curiousity shop)? A short answer? „There’s simplicity in it“, Eno sings on the last track, a vintage „ambient song“. Yes, simplicity. And intricacies, too, but hard to tell the difference. Don’t trust first impressions. Listen sideways. 

 
 
 

 

2014 22 Jun

My favourite albums of 2014 (first half)

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1) Eno/Hyde: High Life 
2) Fennesz: Becs 
3) Sun Kil Moon: Benji 
4) Eno/Hyde: Someday World 
5) Ben Frost: Aurora 
6) Owen Pallett: In Conflict 
7) Polar Bear: In Each And Everyone 
8) Damon Albarn: Everyday Robots
9) Swans: To Be Kind 
10) Ensemble Economique: Interval Signals
11) Charcoal Owls: Tin Roof 
12) Arild Andersen: Mira
13) Janek Schaefer: Lay-by Lullaby 
14) Moebius – Story – Leidecker: Snow Ghost Stories 
15) The National Jazz Trio of Scotland: Standards Vol. 3 
16) Malayeen: Malayeen 
17) Bonnie “Prince” Billy: Bonnie “Prince” Billy
18) Arve Henriksen: Chron / Cosmic Creation
19) Timber Timbre: Hot Dreams
20) Neil Young: A Letter Home 


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