Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 30 Jan

Lesezeichen # 1

von: Uwe Meilchen Filed under: Blog | TB | 3 Comments

 

 
 

In letzter Zeit (vorallem in fremder Umgebung, z.B. nicht in Zuerich) oft die ploetzliche Erinnerung an Menschen, unverlangt. Fakten; sie fallen mir ohne Anlass ein. Was ich in meinem Leben alles nicht wahrgenommen habe. Wie brutal ich in bestimmten Situationen war, wie naiv und unbewusst, ebenso wahnwitzig in der Selbstgerechtigkeit wie in der Ungerechtigkeit gegen mich selbst, unwissend ohne auch nur eine Ahnung davon, wie unwissend ich lebte, wie blind, wie uebermuetig, wie vorsichtig, wie bloed, wie begabt. Jetzt Memoiren schreiben (nicht zur Veroeffentlichung) waere das Abenteuer, das noch moeglich ist; es wuerde mich packen und umdrehen, glaube ich. Ich haette ein Leben hinter mir, eines, das mich noch einmal interessiert, weil ich es nicht kenne. Es hiesse vorerst sich selbst verlieren. Wo die Gegenwart nicht mehr viel ausloest an Gefuehl, ploetzlich kommt es aus dem Vergangenen-Vergessenen: Gefuehl, das sich ausdruecken moechte. So vielerlei ist gelebt worden und verschuettet, indem man weiterlebte. Ich muesste jetzt jeden Tag um sechs Uhr aufstehen, es eilt, es ist aufregend. Ich habe mir mein Leben verschwiegen. Es kommen auch Kronen zum Vorschein, die man nie getragen hat, unter viel Misere durch Dummheit und Feigheit und Eitelkeit auch Kronen, jetzt nicht mehr auf den Kopf zu setzen.

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3 Comments

  1. Uwe Meilchen:

     
    suhrkamp.de/aus_dem_berliner journal-max_frisch

    Als Max Frisch 1973 in der Berliner Sarrazinstraße eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es Berliner Journal. Einige Jahre später betonte er in einem Interview, es handle sich dabei mitnichten um ein »Sudelheft«, sondern um ein »durchgeschriebenes Buch«. Seiner literarischen Form nach entspricht es den weltberühmt gewordenen Tagebüchern der Jahre 1946-1949 und 1966-1971: Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf. Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat.

    Es gilt als einer der großen Schätze in Max Frischs Nachlass, das legendäre Berliner Journal, vom Autor selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der »privaten Sachen« wegen, die er darin verzeichnete. Nun wird es erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: illusionslos und voller Zweifel im Ton und mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben.

  2. Henning:

    Passt gut in den Zeitstrom!

  3. Martina:

    Der Betreff klingt nach dem Beginn einer Serie. Ich freue mich drauf :)


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