Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 14 Jan

Neues vom Tord

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 5 Comments

 

 
 
 

War es wahr oder nur ein verzettelter Traum, in dem der norddeutsche Rocksänger Heinz Rudolf Kunze darauf hinwies, die aktuelle Popmusik könne vom Jazz viel lernen, vor allem von den Norwegern dort oben? So verwegen ist der Gedanke nicht, und so teilt unsereins, den Kunzes Musik nie wieder so ansprach wie auf jener nächtlichen Autobahnrückfahrt, von einem BAP-Konzert im Bremer Aladin kommend Richtung Neue Heimat Hannover, diese Ansicht. Die krautrockige Singersongwriterstimme, zu vernehmen in einem englischen Sender, sang: „Wir leben alle im Erdgeschoss!“ Wunderlich war Jahre später auch eine Begegnung in den Herrenhäuser Gärten, als dort der hier Schreibende – sich mental und emotional in einem französischen Liebesfilm befindend, mit sich selbst in der Hauptrolle und einem blondhaarigen Geschöpf als Objekt des Begehrens – den Klängen folgte, die da tönten: „Dein ist mein ganzes Herz!“ In einem Amphitheater – strahlende Mittagssonne, Mittsommernachtstag – probte der deutsche Barde im Hippielook den Sommernachtstraum. Ein Musiker vom Fjord, an den ich bei Kunzes obenstehenden Hinweis sogleich dachte, ist der norwegische Tord. Bei herbeigesehnten Minusgraden bald und bei beschaulichem Winterwetter wird daheim am Kamin der Tee genossen werden. Im Player wird sich dann Extended Circle drehen, man wird aus dem Fenster schauend eine schwebende Schneeflocke verfolgen und sich idiosynkratisch einwickeln in die kongenialen Klänge des Gustavsenschen Quartetts.

This entry was posted on Dienstag, 14. Januar 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

5 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Wohl der schönste Artikel, den ich hier je gelesen habe, bei dem gleich drei Musiker auf einen Schlag auftauchen, bei denen ich das Weite suche (um es freundlich zu sagen, im Sinne diverser Fluchtreflexe :))

  2. sylvia:

    Allein das cover ist schon zum weglaufen.

  3. Uwe:

    Ob der fast gleichen Schreibweise faellt mir dann gerade noch etwas ein:

    All jenen, die das Tord-Cover zum Weglaufen finden wird uebrigens ein „Tort angetan“.

    wiktionary.org/wiki/Tort

  4. Michael Engelbrecht:

    And John Fordham likes the music, too.
    So good people on both sides of the spectrum :)

     
    Norwegian pianist Tord Gustavsen’s quartet sounded discreetly funkier than formerly on their 2012 album, The Well, and another veil of that discretion is peeled off with Extended Circles – a delicious collage of hypnotic grooving, softly stroked gospel themes, and perhaps more gloves-off jazz piano from the leader than on all five of his previous ECM albums. The short opener, Right There, is a classic Gustavsen piano theme of gently soulful enquiries. Then saxophonist Tore Brunborg fuels an intense account of the traditional Norwegian hymn Eg Veit I Himmerik Ei Borg, built on Jarle Vespestad’s snare-drum patterns and swelling to a warbling incantation. The Gift is an episode of eerily slow jazz balladeering, Staying There a gripping passage of snorty tenor-sax over a seamless Jarrett-like thunder, but there’s also plenty of evidence – such as the static yet vibrant Glow – that Gustavsen’s persuasive fragility is still intact. (John Fordham, The Guardian)

  5. sylvia:

    Wer hat das cover eigentlich gestaltet oder am rechner zusammengefrickelt? Ich meine weil das mit der angehauchten scheibe durch die man sieht, neuerdings schwer angesagt ist, sonst setzt der fotograph dahinter unbekleidete damen in scene. In dem freundlichen ambiente auf dem cover käme die hunderteinste dame als leiche in betracht. Übrigens finde ich das das cover auch so nicht zu der musik darin passt.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz