Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2013 23 Okt

Naked Moments

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  12 Comments

Wie Gregor mir erzählte, vor Jahren, konnte er sich meiner Begeisterung für das Necks-Album „Drive By“ nicht anschliessen, ein bestimmter perkussiver Sound, der ihm in den Ohren Schmerz zufügen würde und ja eine Stunde lang nahezu ununterbrochen ertöne, war der Grund, wenn ich mich recht erinnere. Martina hatte noch vor Wochen ihre Necks-Alben nebeneinander gelegt und „Drive By“ zu ihrem Lieblingsalbum des australischen Trios erkoren. Und Henning, Bob, Uwe, der sich in Luft auflösende Ian? Ich habe ernste Zweifel, ob sich etwa Jochen annähernd so für den „Minimalisten-Trance-Funk-Jazz“ von „Drive By“ erwärmen kann wie mein Favorit unter den Musikkritikern aus den 70er Jahren, Richard Williams, der für die Band in seinem jüngsten umd rundum gelungenen Musikbuch „The Blue Moment“ nur grosse Gefühle und feine Gedanken bereithält. Die Wahrnehmungen gehen auseinander, der amerikanische Jazzkritiker John Litweiler schrieb einen (wie ich finde) leicht verpeilten Hassartikel, ich halte die Gruppe für eine der zehn aufregendsten Bands auf dem Planeten, und ein älterer Musikhörer um die 70 harrte bei einem Konzert in Brighton bis zum letzten Ton aus, um die Musiker, mitten in der sensible Stille nach dem Schlussakkord und vor dem Appaus, mit den Worten „Wie traut ihr euch, solchen Mist zu spielen?“ zu attackieren. Ich liebe ihr neues Album „Open“, und rate Gregor dringend, dieser Band eine neue Chance zu geben. Auf die Frage nach Einflüssen nennt Chris Abrahms Chopin, Ravel, Joe Zawinul und Miles Davis: „I think a record like In A Silent Way and Joe Zawinul´s organ playing have been influential … with the Necks I´ve often gone towards using a wah wah pedal … I´ve always been fascinated with that sound, and being able to sculpt the frequencies in that way …“ Man kann ins Detail gehen, man kann schlaue und belanglose Benerkungen machen, Triviales, Existenzielles, was immer von sich geben: es gibt keinen Ersatz für eine mitternächtliche Begegnung mit „Open“.

This entry was posted on Mittwoch, 23. Oktober 2013 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

12 Comments

  1. Anonymous:

    3. Versuch. Auf weg nach Umeå in Nordschweden zum festival. Dann Necks!

  2. Michael Engelbrecht:

    Wir bitten um einen kleinen Bericht, vor allem auch, The Necks betreffend:) was treibt einen nach Umea? Die Lust, gute Musik in der Ferne zu hören?

  3. Michael Engelbrecht:

    Das Werkverzeichnis:

    Sex (1989)
    Next (1994)
    Aquatic (1994)
    Silent Night (1996)
    The Boys (Soundtrack, 1998)
    Piano, Bass, Drums (1998)
    Hanging Gardens (1999)
    Aether (2001)
    Athenaeum, Homebush, Quay & Raab (2002) (vier Live-Mitschnitte)
    Photosynthetic (2003) – Livemitschnitt aus Moskau (2002)
    Drive By (2003)
    Mosquito/See Through (2004) – Doppelalbum
    Chemist (2006)
    Townsville (2007)
    Silverwater (2009)
    Mindset (2011)
    Open (2013)

    Lloyd Swanton: One other element too is with all of us coming from a jazz background, I think I could safely say that all three of us are very influenced by those artists that continued to evolve, particularly like Miles Davis and John Coltrane. That to me seems the natural way to play jazz, to continue searching, not just in the solo that you’re playing, but in the broader context of moving the music forward. That always struck more of a chord with me than the notion of setting up some sort of classic model that is then just worked within, so I guess it was second nature to us that it would evolve over time, because that’s what we expected.

  4. Anonymous:

    Live Momente, ua Frau Endresen!

  5. Anonymous:

    Airports are strange places!

  6. Anonymous:

    Anonymus = Henning

  7. Wilfried Pasch:

    Lloyd Swanton, da klingelt doch ein Glöckchen. Mir liegt eine Live-CD seiner Catholics vor, ein Mitschnitt aus dem Bremer Schlachthof, Sommer 1995. Von Radio Bremen über DSR gesendet, auf DAT aufgenommen, dann, weil so gut, auf CD-R (eine kostete damals knapp 30 DM!) montiert. Die Catholics scheint es heute noch zu geben, etwas anderes als die „Necks“, karibisch locker, tanzbar, mit mehr Leuten + Instrumenten auf der Bühne.

  8. Wilfried Pasch:

    Übrigens liegt „Drive By“ komplett auf YouTube vor. Zum Testen völlig ausreichend, aber dann aber: Kaufen!

  9. Michael Engelbrecht:

    Ja, die Drei von den Necks sind in etliche andere Projekte verwickelt. Bei den Catholics spielte er, hah, was für ein Bandname.

    Erinnert mich an den jüngsten und guten Thriller von Adrian McKinty, DER KATHOLISCHE BULLE. Und der ist auch noch in Nordirland unterwegs:)

    Beim 10.Punktfestival sollten die Necks endlich mal in Kristiansand aufspielen…

  10. Wilfried Pasch:

    Vorsicht mit der Übersetzung, ich kann mich noch gut an Peter Schulzes erhobenen Zeigefinger erinnern. „The Catholics „ sind nicht die Katholiken, catholic wird auch im Schöfler/Weis mit universal, vorurteilslos, tolerant, aufgeschlossen, freisinnig usw. übersetzt.

  11. Michael Engelbrecht:

    Interessant. Bei der Übersetzung käme man wirklich nicht auf Katholiken:)

  12. David:

    Unter die catholics mischt sich aber gerne eine art religöser trittbrettfahrer bei denen heisser wind aus ganz anderer richtung,quasi aus dem untergrund weht.Free sin lautet da die übersetzung für freisinn und mit etwas fantasie kann man sich vorzustellen,welche tyrannei ausgehn mag von solchen im windschatten der nächstenliebe segelnden ‚freigeistern‘.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz