Manafonistas

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2013 26 Apr

Der Radiohörer hört Schallplatten

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, mindestens eine Langspielplatte pro Woche oder wenigstens im Monat zu hören. Ich habe das bis jetzt nicht dokumentiert. Es gibt da manchmal Zufälle: so hörte ich Escalator Over The Hill (JCOA Records Rec. 1968 – 1971) kurz vor dem Erscheinen des Fire! Orchestra – Exit (Rune Grammofon). Jene legendäre „Jazzoper“, die Carla Bley nach einem Text von Paul Haines geschrieben hat.

 
 

 
 
Dieses Werk in einer wunderschönen 3-LP-Box, ist bis heute einzigartig geblieben und steht wie ein großes Monument in der Jazzgeschichte. Etwas Vergleichbares hat es bisher nicht gegeben. Es hat nichts von seiner Faszination verloren. Also unbedingt anhören! Und dann wisst ihr auch, wie ähnlich sich diese beiden Projekte in gewisser Weise sind. Harry Lachner hat zu ‚EOTH‘ etwas geschrieben, dem nichts hinzufügen kann.
 

 
 

 
 
Peter Blegvad ist mit Dagmar Krause und Anthony Moore Gründungsmitglied von Slapp Happy, die ihre ersten Platten mit Faust und Henry Cow aufnahmen. Den Musikern um das Projekt Henry Cow, bleibt er seitdem immer verbunden. Mitte der 70’er war er dann Solo unterwegs bzw. nahm mit John Greaves die Platte: „Kew.Rhone.“ (1977 Virgin) auf. Wo er z.B. mit Carla Bley zusammen arbeitete. ‚Downtime‘ ist seine 3. Soloplatte. Die er mit den Musikern um Henry Cow und z.B. Tony Maimone von Pere Ubu aufnahm. Eine unaufgeregte Angelegenheit, voller schöner Lieder, denen man gern zuhört. Es ist allerdings nicht seine beste Soloplatte, mit „Kew.Rhone.“ bzw „Naked Shakespeare“ ist man da besser bedient.
 

 
 

 
 
 
Dieses britische Improvisationsensemble, das seit 1965 existiert, liebe ich sehr, wegen ihrer Nähe zur Zeitgenössischen Musik. Cornelius Cardew und Christian Wolff waren eine Zeitlang Mitglieder von AMM, das im Kern aus Eddie Prevost (Percussion), Keith Rowe (Guitar) und John Tilbury (Piano) besteht. Keith Rowe ist übrigens der Erfinder der präparierten Tischgitarre, die heute von Fred Frith so souverän gespielt wird, dass niemand mehr auf die Idee kommt zu fragen, woher das kommt …Rowe spricht in einem Interview über den Sound von AMM: „Der Sound muss einen Moment, den du noch nie gelebt hast, reflektieren. Unpassend ist, wenn er irgendwie zurückgeht, das hat mehr mit Geschichte zu tun, wenig mit dem Jetzt. Gelegentlich kann es passieren, das du etwas begleitest, was dir unpassend vorkommt. Es ist nicht gut oder schlecht, es scheint dir einfach nicht richtig, dann kannst du es verändern, indem du etwas anderes spielst.“ (1)

Ihre Auftritte werden nie vorher abgesprochen und so weiß man eigentlich nie, was einen erwartet. Kurzwellenempfänger und andere elektronisches Geräte gehörten schon von Anfang an zu ihrem Instrumentarium, wie auch immer wieder Gäste für Konzerte eingeladen werden. So oft ich schon diese Musik gehört habe, bin ich doch immer wieder hochkonzentriert beim Zuhören, obwohl es oft so klingt, als wollten sie die Zeit anhalten.
 

 
 

 
 
 
In Gedenken an Lawrence „Butch“ Morris, bin ich an diesem Projekt mit dem Bill Horvitz und J.A. Deane hängengeblieben. Bill Horvitz + Lawrence „Butch“ Morris + J.A. Deane – Trios (1985 Dossier Records): das sind Bill Horvitz (Guitar) und J.A. Deane (Trombone, Electronics and Hand Drum) und „Butch“ Morris (Cornet und Piano). Ihr Sound ist geprägt von elektronischen Klangflächen (keine Drones), die immer wieder durch Posaune, Cornett gebrochen werden. Der Klang ist sehr dicht und darf auf keinen Fall mit Ambient verglichen werden. Die Gitarre von Bill Horvitz sorgt schon dafür, mit seinen Loops und scharfen Riffs, dazu kommen noch die Posaune und das Cornett. Man merkt auf jeden Fall, dass sie vom Jazz herkommen. Atmosphärisch und spannend. Vieles von dem, was heute mit Elektronik und akustischen Instrumenten gemacht wird, hat hier auch seinen Ursprung.

von Henry
 
(1) Interview mit Fredi Bosshard, aus ‚Die lachenden Aussenseiter“, Rotpunktverlag, 1993

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